№ 13. Das Ausscheidungssystem
Harnorgan
Die Harnorgane (lat. Organa urinaria) sind eine Gruppe von Organen, die der Bildung und Ausscheidung des Urins (Syn. Harn) dienen. Zusammen mit den Geschlechtsorganen werden die Harnorgane zum Organsystem Harn- und Geschlechtsapparat (Syn. Urogenitaltrakt oder Urogenitalsystem) zusammengefasst.
Zu den Harnorganen gehören bei den Wirbeltieren:
• Niere (lat. Ren, griech. Nephros)
• Harnleiter (Ureter)
• Harnblase (Vesica urinaria), nicht bei allen Wirbeltieren ausgebildet
• Harnröhre (Urethra), nicht bei allen Wirbeltieren ausgebildet
Bei den Wirbellosen übernehmen verschiedene Formen der Nephridien diese Aufgabe.
Harn- und Geschlechtsapparat
Als Harn- und Geschlechtsapparat (lat. Apparatus urogenitalis) oder Urogenitalsystem werden bei Wirbeltieren die Harnorgane (Organa urinaria) und die Geschlechtsorgane (Organa genitalia) zusammengefasst.
Dieser übergeordnete Begriff für die beiden Organsysteme wurde aufgrund gemeinsamer embryologischer Anlagen eingeführt. Die Gemeinsamkeiten in der Herkunft sind auch beim erwachsenen Wirbeltier noch erkennbar. So liegen diese Organe eng benachbart und haben eine gemeinsame Ausführungsöffnung. Bei männlichen Säugetieren die Harnröhre, beziehungsweise denScheidenvorhof und die Vulva bei weiblichen. Hauptsächlich bei Vögeln, aber auch den Kloakentieren, münden Geschlechtsorgane, Harnleiter und Darm in einer gemeinsamen Öffnung, derKloake.
Niere
Querschnitt der Niere (mit Nebenniere)
Die Niere (lateinisch ren, griechisch νεφρός nephros) ist ein paarig angelegtes Organ der Wirbeltiere. Sie gehört zu den Organen des Harnsystems. Zwei medizinische Fachgebiete beschäftigen sich mit den Nieren und ihren Krankheiten: die Nephrologie als ein Teilgebiet der inneren Medizin und dieUrologie als operative Disziplin.
Funktionen der Niere
Eine Funktion der Nieren ist die Ausscheidung von Endprodukten des Stoffwechsels, den sogenannten harnpflichtigen Substanzen, und Giftstoffen aus dem Körper durch Bildung des Harns, welcher schließlich über die Harnwege aus dem Körper ausgeschieden wird. Die Niere bilanziert den Wasserhaushalt und dient damit der langfristigen Blutdruckeinstellung, reguliert durch die Kontrolle der Zusammensetzung des Harns den Elektrolythaushalt und den Säure-Basen-Haushalt. Weiterhin ist die Niere ein bedeutendes Organ für den Zwischenstoffwechsel des Körpers (sie betreibt Gluconeogenese). Die Niere produziert Hormone, wie beispielsweise Erythropoetin, für die Blutbildung und ist der Abbauort von Peptidhormonen, aber auch viele Funktionen der Niere selbst werden durch Hormone gesteuert.
Die funktionelle Grundeinheit der Niere ist das Nephron, das aus Nierenkörperchen und Nierenkanälchen besteht. Die prinzipielle Funktionsweise eines Nephrons lässt sich grob in zwei Schritte unterteilen: Im ersten Schritt, welcher im Nierenkörperchen stattfindet, wird aus dem Blut durch Filtration der Primärharn abgepresst, der in seiner Zusammensetzung ungefähr dem Blutplasma entspricht. Bei dieser Filtration werden Bestandteile über einer bestimmten Größe, darunter die Blutkörperchen und größere Moleküle, zurückgehalten. Im sogenannten Primärharn sind nun alle niedermolekularen Bestandteile des Blutplasmas enthalten, darunter solche, die ausgeschieden werden sollen, und auch solche, die für den Körper wertvoll sind und nun kontrolliert in den Blutkreislauf zurückgeholt (reabsorbiert) werden, wie Zucker, Aminosäuren und Elektrolyte. Weiterhin wird ein Großteil des abgefilterten Wassers resorbiert, welches dem Körper nicht verloren gehen darf. Diese Vorgänge geschehen im sich dem Nierenkörperchen anschließenden, schlauchartigen Tubulussystem und konzentrieren den Primärharn zum Endharn, welcher sich im Nierenbecken, welches bereits Teil der Harnwege ist, sammelt und über den Harnleiter zur Harnblase geleitet wird.
Makroskopische Anatomie
Beim Menschen
Lage und Nachbarschaftsbeziehungen
Lage der Nieren, gesehen von hinten. Die Farbe hat Symbolcharakter und entspricht nicht der Realität.
Beim Menschen liegen die Nieren retroperitoneal (hinter dem Bauchfell), beiderseits der Wirbelsäule, welche sie nach voricht überragen, unterhalb des Zwerchfells, in der Fossa lumbalis. Die Nieren liegen etwa in Höhe des zwölften Brustwirbels bis dritten Lendenwirbels, die rechte (wegen des großen rechten Leberlappens) ungefähr eine halbe Wirbelhöhe tiefer als die linke. Die oberen Nierenpole (siehe unter Form) sind etwa
Die Nieren haben – außer unmittelbar zu den Nebennieren – getrennt durch die Fettkapsel Kontaktflächen zu mehreren Organen des Bauchraums. Die Kontaktflächen unterscheiden sich bei linker und rechter Niere: Die linke Niere wird von Magen, Milz, den Milzgefäßen (A. und V. splenica),Bauchspeicheldrüsenschwanz (Cauda pancreatis) und Grimmdarm (Colon descendens) überlagert. Sie bildet mit einer dreieckigen Fläche, die Kontakt zum Bauchfell hat, einen Teil der Rückfläche der Bursa omentalis. Die rechte Niere wird vor allem von der Leber, aber auch von Grimmdarm undDuodenum (Pars descendens duodeni), überlagert. Wegen des Platzbedarfs des rechten Leberlappens der im Körper rechts gelegenen Leber (mit derImpressio renalis) ist die rechte Niere tiefer gelegen als die linke. Auf beiden Nieren sitzt häubchenartig die halbmondförmige Nebenniere.
Die Nerven Nervus subcostalis, Nervus iliohypogastricus und Nervus ilioinguinalis überqueren die Rückseite der Nieren. Deshalb sind Schmerzen aus den Nieren in die Innervationsgebiete dieser Nerven in der Unterbauchgegend möglich.
Form, Farbe und Größe
Die Nieren sind bohnenförmig und braunrot. Sie haben eine Länge von 10 bis
Nierenhilus und Leitungsbahnen
Die Aorta im Bauchraum mit Abgängen (rot)
Am Nierenhilus verzweigen sich von ventral nach dorsal Vena renalis, Arteria renalis und der Ureter sowie einige Lymphgefäße und Nerven. Der Hilus erweitert sich im Inneren der Niere in den Sinus renalis, der vom Nierenbecken (Harnwege) und Fettgewebe ausgefüllt wird.
Jede Niere wird von meist einer (sehr selten mehreren) direkt aus der Aorta entspringenden Arteria renalis mit Blut versorgt. Die A. renalis zweigt von der Aorta beiderseits in Höhe der Arteria mesenterica superior ab, zeigt abwärts und teilt sich bereits vor dem Hilum in einen vorderen und hinteren Hauptstamm (Ramus anterior et posterior), die nach ihrer Lage zum Nierenbecken benannt sind und die Segmentarterien abgeben:
Aus dem vorderen Hauptstamm entspringen vor dem Hilus vier Segmentarterien, die A. segmenti superioris, A. segmenti anterioris superioris, A. segmenti anterioris inferioris, A. segmenti inferioris. Der hintere Hauptstamm gibt eine A. segmenti posterioris ab und versorgt nur ein Segment an der Rückseite der Niere. Auf die Arteriae segmentorum folgen die Arteriae interlobares, darauf die Arteriae arcuatae, darauf die Arteriae interlobulares (auch Arteriae corticales radiatae), die schließlich die Vasa afferentia für die Nierenkörperchen der Nephrone abgeben. Zur genaueren Beschreibung der arteriellen Versorgung siehe Feinbau und den Artikel Nephron.
Die Nierenarterie und jeder ihrer Endäste sind Endarterien, es liegen keine Anastomosen vor, sodass der Verschluss eines Astes jeweils zum Absterben des von ihm versorgten Nierengewebes führt (Nekrose, Niereninfarkt).
Die Vena renalis führt das Blut unmittelbar in die Vena cava inferior. Im Körper liegt die Aorta links, die Vena cava inferior rechts, weshalb die linke Vena renalis länger ist als die rechte. Sie liegt vor der Aorta, unter dem Abgang der Arteria mesenterica superior (→ Nussknacker-Syndrom) und nimmt die V. testicularis bzw. ovarica sinistra auf.
Der von der Niere ins Nierenbecken abgegebene Urin wird jeweils durch den Harnleiter (Ureter), zur Harnblase transportiert.
Lymphkapillarnetze im Inneren der Niere sammeln die Lymphe der Niere und bilden am Hilus wenige Hiluslymphgefäße.
Die sympathischen Nerven der Niere entstammen als postganglionäre Fasern dem Plexus coeliacus und verlaufen mit der Arteria renalis. Sie versorgeeben dem Nierenparenchym die schmerzempfindliche Kapsel. Die parasympathischen Nerven der Niere entstammen als Rami renales direkt dem Nervus vagus (X. Hirnnerv).
Hüllen
Zu den Hüllen der Nieren gehören die Capsula fibrosa, Capsula adiposa und Fascia renalis (=Gerota-Faszie):
Beide Nieren sind jeweils von einer dünnen, festen und glatten bindegewebigen Organkapsel (Capsula fibrosa) umhüllt. Sie enthält nur sehr wenige elastische Fasern und ist kaum dehnbar.
Zusammen mit den Nebennieren folgt ein lockerer Fettgewebskörper aus Baufett, die Capsula adiposa, welche die Niere einbettet und abpolstert. Die Capsula adiposa ist rückenseitig und seitlich stärker ausgebildet als bauchwärts und setzt sich in das Fett des Sinus renalis im Niereninneren fort. Der Fettkörper kann bei starker Unterernährung abgebaut werden.
All dies umhüllt die Fascia renalis, ein Fasziensack, der die Niere, Nebenniere und den Fettkörper nach vorne, seitlich und hinten einfasst, dabei aber nach medial oben und unten unverschlossen ist. Hinter dem Nierenfasciensack liegt das retrorenale Fett (Massa adiposa pararenalis), in welchem Nerven des Plexus lumbalis verlaufen.
Innerer Aufbau: Rinde und Mark
Schema des makroskopischen Aufbaus der Niere:
1. Nierenmark mit Markkegeln (Pyramides renales)
2. Vas afferens
3. Nierenarterie (Arteria renalis)
4. Nierenvene (Vena renalis)
5. Hilum renale
6. Nierenbecken (Pelvis renalis)
7. Harnleiter (Ureter)
8. kleine Nierenkelche (Calices minores renales)
9. Nierenkapsel (Capsula fibrosa renalis)
10. unterer Nierenpol (Extremitas inferior)
11. oberer Nierenpol (Extremitas superior)
12. Vas efferens
13. Nephron
14. Nierenbucht (Sinus renalis)
15. große Nierenkelche (Calices majores renales)
16. Spitzen der Markkegel (Papillae renales)
17. Bertini-Säulen (Columna renalis)
Das Nierenparenchym, die eigentliche Organmasse der Niere, wird in die außen liegende Nierenrinde (Cortex renalis) und das nach innen zum Hilum gerichtete Nierenmark (Medulla renalis) unterteilt. Das Mark besitzt dabei die Form von Pyramiden (10 bis 12 Markpyramidenoder Nierenpyramiden), die mit ihrer Basis nach außen und mit ihrer Spitze nach innen zum Hilum zeigen. Diese Spitzen, die Papillen, reichen frei in den Hohlraum der Nierenkelche (Calix renalis), die sich in variabler Form zum Nierenbecken (Pelvis renalis) zusammenschließen, aus dem der Ureter hervorgeht. In dieser Anordnung fließt der Urin aus den Papillen in Richtung Ureter.
Die Nierenrinde liegt wie eine Kappe zwischen den Basen der Markpyramiden und der Organkapsel (subkapsulärer Anteil), erreicht aber zwischen den Pyramiden in säulenförmigen Abschnitten (Columnae renales) den Sinus renalis. Der subkapsuläre Anteil der Rinde wird von gut sichtbaren, feinen Strichen durchzogen, den Markstrahlen (Radii medullares), die radiär aus den Markpyramiden in Richtung der Organkapsel ausstrahlen und Teil des Marks sind. Im Mark selbst lassen sich durch ihre leicht unterschiedliche Farbe ein äußeres Mark, bestehend aus einem Außen- und einem Innenstreifen, und ein zum Nierenbecken gelegenes inneres Mark unterscheiden.
Bei anderen Säugetieren
Die prinzipielle Lage ist auch bei den anderen Säugetieren typisch, hier liegen die Nieren (entsprechend der horizontalen Körperorientierung) hinter dem Zwerchfell. Bei vielen Säugetieren liegt die rechte Niere etwas weiter vorn. Bei Wiederkäuern ist die linke Niere durch die Ausbildung des Pansens nach rechts, hinter die rechte Niere verlagert (physiologische Wanderniere).
Bei den einzelnen Säugetieren ist die Niere unterschiedlich aufgebaut. In der einfachsten Form besteht die Niere aus einzelnen, kegelförmigen Nierenlappen (Lobi renales). Diese mehrlappige Niere ist typisch für Meeressäugetiere und Bären. Jeder Nierenlappen besteht aus einer Rindenkappe und einer Markpyramide, die in einer Nierenpapille (Papilla renalis, das spitze Ende des Kegels) endet.
Bei den meisten Säugetieren verschmelzen diese Nierenlappen (beim Menschen 6 Lappen) in unterschiedlichem Ausmaß. Die verschmelzenden Rindenkappen bilden die Nierenrinde (Cortex renis), die Pyramiden das Nierenmark (Medulla renis).
Bei Rindern verschmelzeur die Mittelteile der einzelnen Nierenlappen, wodurch an der Oberfläche Furchen entstehen und die Nierenpapillen ebenfalls erhalten bleiben. Diese Bauform nennt man mehrwarzig-gefurchte Niere. Diese Form tritt zwischenzeitlich auch in der fetalen Entwicklung der Niere bei den Säugetieren auf, die durch weitere Verschmelzungsvorgänge gekennzeichnet sind. Auch das menschliche Neugeborene besitzt noch eine mehrwarzig-gefurchte Niere.
Bei Primaten (einschl. Mensch) und Schweinen verschmelzen die Rindenanteile nach der Geburt vollständig, so dass die Organoberfläche glatt erscheint. Die einzelnen Papillen bleiben jedoch erhalten. Man spricht von einer mehrwarzig-glatten Niere.
Bei den meisten Säugetieren verschmelzeun auch die einzelnen Nierenpapillen zu einer Nierenleiste (Crista renalis), so dass man von einer einwarzig-glatten Niere spricht.
Feinbau
Feinbau der Niere, schematisch
Der Feinbau der Niere zeichnet sich durch ein hochdifferenziertes Tubulussystem und eine spezifisch angepasste Blutversorgung aus. Das Tubulussystem lässt sich aufgrund der Embryonalentwicklung in zwei Teile gliedern, das Nephron und das Sammelrohr. Beide bilden eine funktionelle Einheit. Der letzte, das heißt sammelrohrnahe Nephronabschnitt ist embryologisch dem Sammelrohr zugeordnet.
Blutversorgung der Niere
Verzweigungen
Die Segmentarterien (siehe oben) teilen sich weiter auf. Eine Arteria interlobaris versorgt je zwei angrenzende Markpyramiden und entsprechende Rindenbereiche. Sie verläuft in den Rindensäulen entlang der Seiten der Pyramiden in Richtung Rinde, verzweigt sich aber an der Basis der Pyramide inArteriae arcuatae. Diese verlaufen bogenförmig an der Mark-Rinden-Grenze und geben in rechtem Winkel die radiär nach oben durch die Rinde verlaufenden Arteriae corticales radiatae sowie ebenfalls nahezu rechtwinklig in Markrichtung die Arteriae rectae ab.
Erstes und zweites Kapillarbett
Aus diesen gehen schließlich die Vasa afferentia hervor, die sich zu je einem Kapillarknäuel, dem Glomerulus (siehe unten), aufteilen. Aus diesem ersten Kapillargebiet läuft das immer noch sauerstoffreiche Blut wieder im Vas efferens zusammen. Von dort tritt das Blut in ein zweites Kapillarbett ein, diesmal zur Versorgung des Nierengewebes. Dabei muss man zwei Fälle je nach Lage des Glomerulus unterscheiden: aus oberflächlichen Glomeruli, die im oberen Bereich der Rinde zur Organkapsel hin liegen, gelangt das Blut in das peritubuläre Kapillarnetz der Rinde, das die dort gelegenen Tubuli umspinnt. Aus juxtamedullärenGlomeruli jedoch, die tiefer zur Mark-Rinden-Grenze hin liegen, entspringen die Gefäße zur Versorgung des Marks.
Die Versorgung des Marks
Diese kapillären Gefäße zur Versorgung des Marks sind die Vasa recta, die ganz gerade oft bis zur Papillenspitze absteigen und wieder in umgekehrter Richtung aufsteigen. Es gibt zahlreiche Querverbindungen zwischen ab- und aufsteigendem Schenkel. Die besondere Gefäßarchitektur des Marks ist von großer funktioneller Bedeutung für die Fähigkeit der Niere zur Harnkonzentrierung. Mit Hilfe des Gegenstromprinzips erzeugt die Niere zur Papillenspitze hin einen erheblichen osmotischen Gradienten (siehe unten), der ausgewaschen würde, wäre das Mark mit einem normalen Kapillarnetz versorgt. Der Preis dafür ist aber eine sehr schlechte Sauerstoffversorgung des Nierenmarks, da der Sauerstoff aus dem sauerstoffreichen, absteigenden Schenkel der Vasa recta direkt schon oben in den aufsteigenden, sauerstoffarmen Schenkel diffundieren kann.
Venöses System
Beide Kapillarnetze erreichen schließlich das venöse System der Niere, das mit Ausnahme der Glomerula und ihren afferenten und efferenten Arteriolen, dem arteriellen System analog aufgebaut ist.
Nephron
Die Niere besteht aus zahlreichen Einheiten, den Nephronen, in denen der Harn gebildet wird. Jede der menschlichen Nieren enthält 1 bis 1,4 Mio. Nephrone. Das Nephron selbst besteht aus einem Nierenkörperchen (Corpusculum renis) und einem Tubulusapparat (Tubuli).
Im Nierenkörperchen befindet sich das Glomerulum, ein Gefäßknäuel, durch dessen gefensterte Kapillarwände der Primärharn abfiltriert wird. Der Primärharn tritt aus dem Nierenkörperchen in den proximalen Tubulus und in die Henlesche Schleife über, wo er nach dem Gegenstromprinzip aufkonzentriert wird. Es folgen der distale Tubulus und ein Sammelrohr (Tubulus renalis colligens).
Glomerulus imRasterelektronenmikroskop (REM)
Bildbreite ca. 115 µm
Glomerulus im REM
Bildbreite ca. 22,8 µm
Entwicklung
Während der Embryonalentwicklung entstehen bei den Amnioten drei Nierengenerationen: Vorniere (Pronephros), Urniere (Mesonephros) und Nachniere (Metanephros). Die Vorniere übernimmt noch keine Funktion im Embryo. Diese Aufgabe wird erst von der Urniere begonnen und von der Nachniere übernommen. Das Gewebe der Nachniere wächst schließlich zur endgültigen Niere heran. Die Nachniere entsteht aus zwei Anlagen: Dem metanephrogenen Blastem, dem später harnbereitenden Abschnitt, und der Ureterknospe, dem später harnableitenden und die Harnmenge steuernden Abschnitt. Aus Ersterem entsteht das Nierenparenchym mit den Nephronen, in welche die Äste aus der Aorta einsprossen. Aus der Ureterknospe entstehen der Ureter, das Nierenbecken mit den Nierenkelchen, die Sammelrohre, sowie die an das Sammelrohr angrenzenden letzten Abschnitte des Nephrons.
Die Nieren erfahren aufgrund des Längenwachstums des Embryos einen Aufstieg (Ascensus), d.h. sie verlagern sich aus dem Bereich des Beckens nach oben. Verwachsen die beiden unteren Nierenpole, kann eine einzelne Hufeisenniere entstehen. Bleibt der Aufstieg einer Niere aus, verbleibt sie im Bereich des Beckens (Beckenniere). Steigt die Niere zu hoch, kann sie im Brustkorb liegen (intrathorakale Niere). Da sich während der Entwicklung alte Gefäße zurückbilden und neue die Versorgung übernehmen, sind Variationen relativ häufig. Von akzessorischen Nierenarterien spricht man bei einer zusätzlichen Arterie, die in den Hilus mündet, von einer aberranten Arterie, wenn das Gefäß nicht am Hilus, sondern unabhängig – oft an einem Pol – mündet.
Funktion
Aufgaben der Niere
Die Niere ist an folgenden Körperfunktionen beteiligt:
• Regulation des Wasserhaushalts des Körpers.
• Langfristige Regulation des Blutdrucks.
• Ausscheidung harnpflichtiger (z.B. Harnsäure, Harnstoff, Kreatinin) und giftiger (z.B. Medikamente) Substanzen.
• Regulation des Säure-Basen-Haushalts des Körpers. Der pH-Wert des Blutes darf nur in sehr engen Grenzen schwanken, größere Änderungen in Richtung „saurer“ oder „alkalischer“ führen zum Tod.
• Regulation des gelösten Elektrolytgehalts im Blut (Homöostase): Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphat, Bicarbonat.
• Bildung von Hormonen: Renin (Enzym, kurzfristige Blutdruckregulation), Erythropoetin (Stimulation der Blutbildung), Calcitriol (Vitamin D, beteiligt am Calciumstoffwechsel), Kinine undProstaglandine.
• Maßgebliche Beteiligung an der Synthese von Zucker, Gluconeogenese, neben der Leber
Messung der Nierenleistung
Die Funktion der Niere kann anhand der Urinmenge, der Urinkonzentration und der Konzentration der harnpflichtigen Substanzen (Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure, Kalium) im Blut abgeschätzt werden.
Die genaue Leistung der Nieren wird über die renale Clearance ermittelt. Hierzu gibt es verschiedene Verfahren:
• Die renale Clearance ist ein Maß für die Eliminierung eines Stoffes aus dem Blutplasma, man misst also die Klärfunktion der Niere. Sinkt die Clearance ab, d. h. nimmt die Leistung der Niere ab, spricht man von Niereninsuffizienz.
• Die Inulin-Clearance misst das Filtrationsvermögen der Niere. Hierzu wird dem Patienten Inulin verabreicht und gemessen, wie viel vom verabreichten Stoff pro Zeit wieder ausgeschieden wird. Da Inulin zwar filtriert, nicht aber rückresorbiert wird, ist die Inulin-Clearance identisch mit der glomerulären Filtrationsrate (GFR). Für den gesunden Jugendlichen liegt der Wert bei etwa 125 ml/min. Eine Abnahme des Wertes deutet auf eine Störung in der Nierenfunktion hin (Niereninsuffizienz). Mit zunehmendem Alter nimmt die GFR physiologisch auf 60-65 ml/min ab. Dies ist bei der Dosierung von Arzneistoffen, die über die Niere ausgeschieden werden, wichtig, da bei älteren Patienten durch die geringere GFR oft eine Verringerung der Dosis vorgenommen werden muss.
• Die Creatinin-Clearance wird wegen ihrer einfacheren Durchführung in der Klinik der Inulin-Clearance vorgezogen. Es wird die Ausscheidung von Kreatinin gemessen, die annähernd der von Inulin entspricht. Die Kreatinin-Plasmaspiegel, deren Wert von der Muskelmasse abhängt, schwankeur wenig, was diese Messung überhaupt erst möglich macht. Vorteilhaft ist weiterhin, dass die Infusion, die bei der Messung der Inulin-Clearance erforderlich ist, entfällt.
Autoregulation der Nierendurchblutung
Die treibende Kraft des Filtriervorgangs ist der in den Glomerulusgefäßen herrschende Blutdruck. Der Blutdruck des Körpers unterliegt normalerweise im Verlauf des Tages typischen Schwankungen: Im Schlaf ist er niedriger als beispielsweise bei körperlicher Anstrengung oder bei Stress. Auch bei bestimmten Erkrankungen, beispielsweise Diabetes mellitus oder arterieller Hypertonie, ist der Blutdruck erhöht. Für die Filtration in den Glomeruli ist aber ein konstanter Blutdruck wichtig. Deshalb hat die Niere die Fähigkeit, den Blutdruck in ihrem Innern ihren Bedürfnissen anzupassen. Maennt das auch Autoregulation der Niere oder Bayliss-Effekt.
Die Autoregulation erfolgt mit Hilfe von Drucksensoren (Barorezeptoren), die in den zu- und abführenden Blutgefäßen des Nierenkörperchens sitzen. Bei zu hohem Blutdruck werden die zuführenden (afferenten) Arterien enger gestellt und sorgen so für einen konstanten Blutdruck in den dahinterliegenden Gefäßen des Nierenkörperchens. Ist der Blutdruck zu niedrig, so werden die vom Glomerulus abgehenden Gefäße enger gestellt. Das erhöht den Blutdruck im Glomerulus auf den gewünschten Wert.
Normale Blutdruckschwankungen bleiben ohne Auswirkung auf die Nieren. Auf diese Weise können Schwankungen des systolischen Blutdrucks zwischen 80–180 mmHg ohne große Auswirkungen auf die Filtrationsvorgänge der Nieren bleiben. Darüber hinaus können die Nieren aufgrund ihrer empfindlichen Drucksensoren auch den systemischen Blutdruck ständig überwachen und bei Schwankungen regulierend eingreifen (vgl. Blutdruckregulation der Nieren).
Tubuloglomerulärer Feedback (TGF)
Als Tubuloglomerulärer Feedback (TGF) bezeichnet man einen Mechanismus, mit dem die Filtration eines einzelnen Nephrons in der Niere reguliert wird.
Bei Zunahme des NaCl-Gehalts im distalen Tubulus (Mittelstück) kommt es über eine Sensorfunktion der Macula densa, einem Teil des juxtaglomerulären Apparats, zu einer Reduktion derglomerulären Filtrationsrate desselben Nephrons. Dies wird durch eine vom Mesangium vermittelte Vasokonstriktion (Gefäßverengung) der zum Nierenkörperchen hinführenden Arteriolen (Vasa afferentia) realisiert und dadurch eine Verminderung der glomerulären Filtrationsrate erzielt.
Genaugenommen handelt es sich hierbei um einen physiologischen Regulationsmechanismus, der das Einzelnephron vor Hyperfiltration schützen soll und bei einem akuten Nierenversagen„fälschlicherweise“ dadurch aktiviert wird, dass die NaCl-Resorption durch die tubuläre Schädigung stark beeinträchtigt wird. Dies führt zu einer erhöhten Flussrate im distalen Tubulus und/oder zu einem erhöhten NaCl-Angebot im Bereich der Macula densa, was schließlich zur Auslösung des tubuloglomerulären Feedbacks führt.
Untersuchungsmethoden der Niere
• Körperliche Untersuchung
• Betasten
• Beklopfen
• Laboruntersuchungen
• Urinuntersuchung
• Teststäbchen auf Nitrit, Leukozyten, Eiweiß, Blut, Zucker etc.
• Urinsediment
• Kreatinin-Clearance
• Elektrolyte
• Der Urin wird auch per Inaugenscheinnahme und anhand des Geruchs beurteilt
• Blutuntersuchung
• Kreatinin
• Kalium
• Harnstoff
• Harnsäure
• Cystatin C
• Steinuntersuchungen
• Bildgebung
• Ultraschall
• Röntgen Kontrastmitteldarstellung der Niere = iv-Pyelogramm
• CT der Niere
• Magnetresonanztomografie der Niere
• Angiografie der Niere
• Nuklearmedizinische Verfahren
• Statische Nierenszintigrafie
• Nierenausscheidungsszintigrafie
• Nierenperfusionsszintigrafie
• histologische Untersuchungen
• Biopsie
Krankheiten der Niere
Krankhafte Veränderungen des Nierengewebes können die Glomerula (Glomerulonephritiden) oder die Nierentubuli (Tubulointerstitielle Nierenerkrankungen) betreffen. Bei Ersteren spielen mehrautoimmune Prozesse eine Rolle, bei Letzteren Intoxikationen und Infektionen (akut v.a. bakterielle Infektionen). Daneben können beide durch autoimmune oder metabolische Systemerkrankungen mitbetroffen sein. Genetisch bedingte Erkrankungen betreffen meist die Funktion der Tubuli. Die verschiedenen Prozesse unterscheiden sich klinisch kaum, man unterscheidet zwischen akutem und chronischem Nierenversagen bzw. akuten und chronischen Glomerulonephritiden. Sie führen unbehandelt zu Glomerulosklerose und Niereninsuffizienz mitDialysepflichtigkeit. Es gibt auch Anlagefehler, Nierentumoren, Nierensteine.
Eine schwere Schädigung der Nieren hat andererseits Störungen der Blutdruck- und Hormonregulation des Organismus zur Folge. Es kommt zu renaler Hypertonie, renalem Vitamin D-Mangel und sekundärem Hyperparathyreoidismus, bei schwerer chronischer Niereninsuffizienz zum urämischen Syndrom mit Organschäden und unter anderem Juckreiz. Die Schädigungen können evtl. durch salz- und eiweißarme Ernährung und viel Trinken verlangsamt werden oder die Dialysetherapie wird notwendig.
Nierenkrankheiten: Systematik
• Fehlbildungen der Nieren
• Numerische Anomalien: z.B. fehlende oder zusätzliche Niere.
• Lage-, Fusions- und Rotationsanomalien: Nierenfehllagen, Wanderniere, Gekreuzte Nierendystopie, Hufeisenniere, Malrotation der Nieren.
• Fehlbildungen der Nierengefäße
• Fehlbildungen des Kelchsystems: z.B. Kelchdivertikel oder die Megakalikose.
• Vererbbare oder genetisch verursachte zystische Nierenerkrankungen:
• Autosomal rezessive polyzystische Nierenerkrankung (ARPKD) → Zystenniere
• Autosomal dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD) → Zystenniere
• Juvenile Nephronophthisis
• medulläre zystische Erkrankung
• Kongenitales Nephrose-Syndrom
• Fehlbildungssyndrome wie Von-Hippel-Lindau-Syndrom , Tuberöse Hirnsklerose
• Nicht-vererbbare zystische Nierenerkrankungen:
• einfache Nierenzyste
• Parapelvine Nierenzysten
• Benigne multilokuläre Nierenzyste
• Multizystische Nierendysplasie
• Markschwammniere
• Glomerulonephritiden / Glomerulopathie (Autoimmunentzündung der Nieren)
• akut (mit Nephritischem Syndrom)
• Rapidly Progressive Glomerulonephritis
• Postinfektiöse Glomerulonephritis
• chronisch (mit Nephrotischem Syndrom)
• C1q-Nephropathie
• IgA-Nephritis
• Fokal-Segmentale Glomerulonephritis, siehe unter Nephrotisches Syndrom
• membranöse Glomerulonephritis
• membranoproliferative Glomerulonephritis Typ I, II und III, evtl. durch ein Alport-Syndrom (Defekt des Typ IV-Kollagens, geht einher mit Hämaturie, progredientes Nierenversagen undInnenohrschwerhörigkeit)
• Minimal-Change-Glomerulonephritis
• Tubulointerstitielle Nierenerkrankungen
• akut
• bakteriell Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung)
• viral (Hantaviren)
• parainfektiös (Streptokokken‚ Epstein-Barr-Virus)
• allergisch/toxisch
• chronisch
• Analgetikanephropathie und andere Intoxikationen/Überempfindlichkeitsreaktionen
• Sarkoidose
• Systemerkrankungen mit Nierenbeteiligung
• Vaskulitiden (autoimmune Gefäßentzündungen)
• Morbus Wegener
• Lupus erythematodes
• Purpura Schönlein-Henoch
• Andere Gefäßveränderungen
• Hypertensive Nephropathie
• Hämolytisch-urämisches Syndrom(HUS), Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP)
• Metabolische Beeinträchtigungen
• Diabetische Nephropathie
• Amyloidose
• Multiples Myelom
• Gicht
• Erbliche Nierenkrankheiten
• tubuläre Funktionsstörungen
• Bartter-Syndrom (selten)
• Fanconi-Syndrom
• Renal-tubuläre Azidose
• Phosphatdiabetes
• angeborener renaler Diabetes insipidus
• Diabetes renalis
• Zystinurie
• Balkan-Nephritis
• Gitelman-Syndrom
• Morbus Fabry
• glomeruläre Erkrankungen
• Familiäre fokal segmentale Glomerulosklerose
• Alport-Syndrom
• Glomerulopathie vom Typ der dünnen Basalmembran
• Nierensteine und Nephrokalzinose
• Nierenabsenkung (umgangssprachlich „Wanderniere“)
• Tumor
• bösartig: Nierenzellkarzinom
• gutartig: z. B. Angiomyolipom, Onkozytom
• mechanische Kompression (Page-Niere)
Syndrome
• Akutes Nierenversagen
• Chronisches Nierenversagen
• nephrotisches Syndrom und nephritisches Syndrom
• Renale Hypertonie
• Renale Anämie
• nephrogener Vitamin D – Mangel (sekundärer Hyperparathyroidismus)
• Renale Osteodystrophie
• Urämie
• Polyurie‚ Nykturie‚ Polydipsie‚ Oligurie‚ Anurie
Harnleiter
Der Harnleiter (lat. Ureter, von griech. Ουρητήρας) zählt zu den paarigen ableitenden Harnwegen und verbindet die Nieren mit der Harnblase. Er entsteht beim Fetus aus der Ureterknospe.
Verlauf der Harnleiter, von hinten betrachtet. Die Farbe dient der Hervorhebung und entspricht nicht der Realität.
Der Harnleiter beginnt am Nierenbecken, einer Art Trichter, in dem der von der Niere abfiltrierte und aufkonzentrierte Urin gesammelt wird. Dabei knickt der Harnleiter um etwa 90° ab. Er läuft dann unter dem Bauchfell (retroperitoneal) auf der Rückwand der Bauchhöhle über die beiden Endäste der Aortahinweg (Bereich der Aufgabelung der Arteria iliaca communis in Arteria iliaca externa und interna) und mündet in die Harnblase. Nach seinem Eintritt in die Harnblase, dem Ostium ureteris, verläuft er ein kurzes Stück innerhalb der Harnblasenwand (intramural), wodurch bei stärkerer Füllung der Harnblase ein Rückfluss (Reflux) zur Niere weitestgehend verhindert wird. Durch diesen intramuralen Verlauf entstehen in der Harnblasenschleimhaut zwei konvergierende Falten (Columnae uretericae, Fortsetzung als Plicae uretericae), die das Harnblasendreieck (Trigonum vesicae) begrenzen.
Ureterkreuzungen
Auf seinem Weg unterkreuzt er auf dem Musculus psoas major die Hoden- bzw. Eierstockgefäße (A./V. testicularis bzw. A./V. ovarica), weiter kaudal in seinem Verlauf überkreuzt er die Arteria iliaca communis oder Arteria iliaca externa und im kleinen Becken unterkreuzt er kurz vor seinem Eintritt in die Wand der Harnblase den Samenleiter oder die Arteria uterina.
Ureterengen
An den drei genannten Stellen
• Ausgang aus dem Nierenbecken,
• Überquerung der Arteria iliaca communis bzw. der Arteria iliaca externa und
• Eintritt in die Harnblase
verengt sich der Harnleiter. Oft wird die Stelle an der die Hoden- bzw. Eierstockgefäße den Harnleiter überkreuzen als vierte Engstelle bezeichnet.
Histologie
Schnitt durch einen Ureter
(aus Gray’s Anatomy)
Der Harnleiter zeigt den typischen Aufbau eines häutig-muskulösen Schlauches mit einer inneren Schleimhaut (Tunica mucosa, Mukosa), einer Muskelschicht (Tunica muscularis) aus glatter Muskulatur und einer äußeren bindegewebigen Verankerungsschicht (Tunica adventitia).
Bei Pferden sind in die Schleimhaut des Anfangsteils, ebenso wie im Nierenbecken, Schleimdrüsen (Glandulae uretericae) eingelagert. Daher ist Pferdeharn viskos-fadenziehend.
Erkrankungen
An den obengenannten Engstellen bleiben häufig die Nierensteine hängen. Durch krampfartige Muskelaktionen versucht der Harnleiter die Steine weiter zu transportieren, was als (Nieren-)Kolik wahrgenommen wird. Bei älteren Menschen kann der Harnleiter mit Steinen gefüllt sein. Diese Steine haben eine unterschiedliche Größe, der größte Stein wird dann als Pilotstein bezeichnet.
Bei chronischen Infektionen können sich weißliche Plaques an der Harnleiterwand ablagern, was als Malakoplakie bezeichnet wird.
Als Anlagestörungen kommen Ureterabgangsengen, eine versetzte oder erweiterte Mündung an der Blase (Ureterektopie, Ureterozele) und partielle oder vollständige Doppelanlagen des Ureters vor (Ureter fissus, Ureter duplex). Irreguläre Mündung oder Abflussstörungen können zu Rückfluss und Entzündungen führen, die die Niere schädigen oder zu einer Erweiterung des Harnleiters (Hydroureter) führen können.
Harnblase
Lage der Harnblase und der Harnorgane beim Mann
Die Harnblase (lat. Vesica urinaria) ist als Teil des Harntrakts ein Organ bei Tieren, in dem der Urin zwischengespeichert wird. Sie ermöglicht, den Harn willentlich und nur von Zeit zu Zeit abzugeben, obwohl aus der Niere ununterbrochen Harn abfließt. Das muskuläre, von Urothel ausgekleideteHohlorgan liegt beim Menschen relativ gut geschützt im kleinen Becken.
Der Urin gelangt bei den Wirbeltieren von den Nieren über die Harnleiter (Ureter) in die Harnblase. Beim Entleeren werden die Schließmuskeln am Blasenboden entspannt, so dass der Urin über die Harnröhre (Urethra) abfließt.
Bei Männern tritt bei etwa 350–750 ml Füllmenge starker Harndrang ein, bei Frauen bei 250–550 ml. In Abhängigkeit von äußeren und inneren Reizen kann es auch schon bei deutlich geringerer Füllung zu Harndrang oder auch zu unwillkürlicher Entleerung kommen. Das maximale Fassungsvermögen der Harnblase beträgt beim erwachsenen Menschen je nach Körpergröße zwischen 900 und 1500 ml.
Säugetiere
Anatomie
Aufbau der Harnblase
Die Harnblase ist ein Hohlorgan, das beim Menschen auf dem Beckenboden aufliegt. Es befindet sich direkt hinter derSchambeinfuge, vor der Vagina bei Frauen bzw. dem Mastdarm bei Männern, wobei es bei Frauen etwas kaudaler (niedriger) liegt. Nach oben erstreckt sich die Harnblase bis zur Oberkante des Beckens. Mit zunehmender Füllung kann sie bis zum Bauchnabel reichen.
Ihre Vorderseite heißt Apex, der Raum zwischen Schambein und Blasenvorderwand (Spatium retropubicum) wird als „Cavum Retzii“ bezeichnet; die posteroinferiore (untere hintere) Seite Fundus. Der Blasenhals (Cervix vesicae) befindet sich bei Primaten (und damit auch beim Menschen) auf der Unterseite, bei anderen Tieren an der Hinterseite und führt zur Harnröhre.
Die Harnblase empfängt auf ihrer hinteren unteren Seite die paarigen Harnleiter (Ureter) von den beiden Nieren. Die Harnleiter verlaufen über eine kurze Distanz innerhalb der Blasenwand, so dass sie bei stärkerer Füllung der Harnblase abknicken und der Rückfluss (physiologisch generell) damit verhindert wird. Außerdem werden die Ureter durch die Kontraktion der glatten Muskulatur in der Blasenwand beim Harnlassen zusammengedrückt. Dies wirkt ebenso dem Rückfließen des Urins entgegen.
Das Trigonum vesicae ist die dreieckige Fläche, die von Eingängen der beiden Harnleiter und vom Ausgang der Harnröhre gebildet wird. Das Trigonum vesicae dient außerdem bei einerendoskopischen Untersuchung dem Arzt als Orientierung zum schnelleren Auffinden der Uretermündungen.
Die Harnblase besitzt an ihrem Ausgang zwei Schließmuskeln (Sphinkter), einen inneren und einen äußeren. Der Innere besteht aus glatter Muskulatur und unterliegt der Kontrolle des vegetativen Nervensystems, was bedeutet, dass er nicht willentlich gesteuert werden kann. Der äußere Schließmuskel, der auch Musculus urethralis heißt, ist ein ringförmiger Skelettmuskel, der bewusst gesteuert werden kann.
Neben der Einbettung der Harnröhre in den Beckenboden wird die Harnblase über drei Bauchfellfalten (sog. Serosa-Duplikaturen) befestigt. Von der Seitenwand der Harnblase zieht beidseits ein seitliches Harnblasenband (Ligamentum vesicae laterale), von der Bauchseite das mittlere Harnblasenband (Ligamentum vesicae medianum) zur Innenwand der Bauchhöhle. Das mediane (mittlere) Band ist ein Überbleibsel des Urachus. In den seitlichen Harnblasenbändern verläuft jeweils ein rundlicher Strang, das runde Harnblasenband (Ligamentum teres vesicae), welches den Überrest der verschlossenen Nabelarterie (Arteria umbilicalis) darstellt. Alle drei Bänder laufeach dem Verlassen des kleinen Beckens als Teil des Peritoneum parietale anterior zum Bauchnabel.
Blutversorgung
Lage der Harnblase im Becken des Mannes
Die Blutversorgung der Harnblase erfolgt durch die Arteriae vesicales superiores (obere Blasenarterien, bei Tieren ist dies die vordere Blasenarterie Arteria vesicalis cranialis), einer Fortführung der Nabelarterie (Arteria umbilicalis), welche selber aus der Arteria iliaca interna entspringt. Weiterhin wird sie durch die Arteria vesicalis inferior (untere Blasenarterie, bei Tieren ist dies die hintere Blasenarterie Arteria vesicalis caudalis), einen Ast der Arteria iliaca interna versorgt. Bei Frauen gelangt auch Blut von der Arteria vaginalis (Scheidenarterie), einem Ast der Arteria uterina (Gebärmutterarterie) zur Harnblase.
Der Blutabfluss erfolgt durch den Plexus venosus vesicalis (Blasenvenengeflecht) und bei Männern auch durch den Plexus venosus prostaticus (Venengeflecht der Prostata), die in die Vena iliaca interna münden.
Innervation
Die funktionelle Innervation der Harnblase erfolgt durch das vegetative Nervensystem. Dieses unterliegt nicht der bewussten Kontrolle und wird deshalb auch autonomes Nervensystem genannt. Man unterscheidet zwei Anteile: den Sympathikus, der in Stress-, Angriffs- und Fluchtsituationen aktiv wird, und den Parasympathikus, der in Ruhesituationen aktiv wird und der Regeneration und dem Aufbau körpereigener Reserven dient.
Die sympathische Innervation erfolgt durch Nerven von den Plexus vesicalis et prostaticus, die mit dem Nervus hypogastricus in Verbindung stehen. Sie entspannen den Detrusormuskel und kontrahieren den inneren Schließmuskel. Dies verhindert das unwillkürliche Harnlassen.
Die parasympathische Innervation erfolgt durch Nerven, die im sakralen Teil des Rückenmarks (S2–S4) ihren Ursprung nehmen. Sie verursachen die Kontraktion des Detrusormuskels (s. u.) und die Entspannung des inneren Schließmuskels und leiten somit das Harnlassen (Miktion) ein.
Die Innervation des Musculus urethralis erfolgt durch die Nervi perineales (Dammnerven), Äste des Nervus pudendus (Schamnerv).
Feinbau
Urothelzellen
Die Innenwand der Harnblase ist mit Urothel ausgekleidet. Dieses besteht aus vier bis sechs Schichten von Zellen, die ihre Form je nach Füllungszustand der Harnblase verändern können. Die innerste Schicht besteht aus großen sogenannten Deckzellen (auch Superfizialzellen von lat.superficialis, oberflächlich), die die unter ihnen liegenden Schichten schirmartig bedecken. Bei leerer Blase sind sie schirmförmig, bei gefüllter Blase flachen sie sich ab. Sie besitzen polyploide (über mehr als zwei Chromosomensätze verfügende) Zellkerne, es gibt auch Zellen mit zwei Kernen. Auf der dem Inneren der Harnblase zugewandten (apikalen) Seite verdichtet sich das Zytoplasma der Deckzellen. Diese Verdichtung ist die Crusta (Kruste), die aus einem dichten Netz aus Intermediär- und Aktinfilamenten besteht. Direkt darunter schließt sich die Intermediärschicht (Übergangsschicht) an. Die Zellen dieser Schicht sind irregulär geformt und besitzen weite Interzellulärspalten. Unter dieser Schicht liegen die basalen Zellen. Diese innerste Schicht wird auch Mucosa genannt.
Die Lamina propria, die sich außen direkt an die Mucosa anschließt, enthält sowohl lockeres als auch straffes Bindegewebe mit kollagenen undelastischen Fasern.
An die Lamina propria schließt sich die Tunica muscularis oder Muskelschicht an. Sie besteht aus glatter Muskulatur, Musculus detrusor vesicae (oder kurz Detrusor, Austreiber), die sich in alle Richtungen erstreckt. Nur am Blasenhals sind drei Schichten erkennbar: eine innere Schicht, in der die glatten Muskeln längs verlaufen, eine mittlere Schicht, in der sie quer verlaufen, und eine äußere Schicht, in der sie wiederum längs verlaufen. Die Fasern der inneren Schicht beginnen hinter dem Blasenhals quer um die Harnröhre herumzulaufen. Dort bilden sie den inneren, nicht willentlich steuerbaren Schließmuskel der Harnblase.
Außen wird die Harnblase von der Adventitia bedeckt, einer Deckschicht aus lockerem Bindegewebe, außer an ihrer Oberseite, wo sie vom Peritoneum (Bauchfell) bedeckt wird.
Ontogenetische Entwicklung
Die Harnblase entsteht aus der Kloake des Embryos. Die durch die Kloakenmembran verschlossene Kloake wird als gemeinsamer Ursprung der Harnblase und des Rektums in der vierten bis siebten Entwicklungswoche durch Ausbildung einer Trennwand (Septum urorectale) in einen vorderen und einen hinteren Teil unterteilt. Der vordere Teil heißt nun Sinus urogenitalis und wird von der Urogenitalmembran verdeckt.
Der Sinus urogenitalis teilt sich in drei Teile: Die Anlage der Harnblase stellt den obersten und größten Teil dar, die anderen Teile bilden später die Prostata und Teile der Harnröhre beim Mann und bei der Frau die gesamte Harnröhre und die äußeren Geschlechtsorgane.
Die Harnleiter münden in die Harnblase und verlagern sich in der weiteren Entwicklung nach kranial (kopfwärts). Da die Harnleiter von der Niere und diese vom Mesoderm (das mittlere Keimblattdes Embryoblasts) abstammen, ist die Blasenschleimhaut, die durch Einbeziehung dieser Gänge entsteht, ebenfalls mesodermalen Ursprungs. Dieser Anteil entspricht dem Harnblasendreieck (Trigonum vesicae). Im Gegensatz dazu steht der Rest der Blase, der auf Grund seiner Abstammung vom Sinus urogenitalis entodermalen Ursprungs ist. Die mesodermalen Zellen werden jedoch von endodermalen Zellen überwachsen, so dass schlussendlich die gesamte Schleimhaut der Blase dem Entoderm entstammt.
Bei der Entwicklung der Harnblase sind verschiedene Fehlbildungen möglich.
Bei einer Spaltblase (fachlich Ekstrophie der Harnblase) bleibt zwischen Ektoderm und der Kloake die Wanderung des Mesoderms aus, die normalerweise in der vierten Entwicklungswoche stattfindet. Dadurch können sich an der vorderen Bauchwand keine Muskulatur und kein Bindegewebe bilden. Die Blasenvorderwand (aus dem Entoderm) ist deshalb nur mit einer dünnen Hautschicht (diese entwickelt sich aus dem Ektoderm) bedeckt. Da sich diese nur aus zwei Schichten bestehende Wand auflöst, wird die Rückwand der Blase sichtbar. Diese Missbildung tritt mit einer Häufigkeit von 1 je 10.000 bis 40.000 Geburten auf und bei Jungen etwas mehr als doppelt so häufig wie bei Mädchen. Sie erfordert eine chirurgische Korrektur.
Eine Urachus persistenz ist eine ontogenetische Missbildung, bei der der zwischen Bauchnabel und Harnblase liegende Abschnitt des Allantois sich nicht vollständig zurückbildet. Abhängig davon, in welchem Ausmaß der Allantois persistiert (bestehen bleibt) spricht man von Urachussinus, Urachuszyste, Urachusdivertikel und Urachusfistel. Bei der Urachusfistel bleibt eine Verbindung zwischen Harnblase und Bauchnabel bestehen, so dass Harn aus dem Nabel abfließen kann. Im Gegensatz dazu bleibt beim Urachussinus nur ein kleines Stück des Allantois nahe dem Bauchnabel erhalten. Dies wird auch „äußere Urachusfistel“ genannt und äußert sich durch einen „nässenden Nabel“. Von der „inneren Urachusfistel“ oder Urachusdivertikel spricht man wenur der untere, der Harnblase nahe Teil des Allantois übrig bleibt und mit dieser weiterhin in Verbindung steht. Dies äußert sich als „zipfelig“ ausgezogener Blasenscheitel. Es ist möglich, dass vom Allantois nur ein flüssigkeitsgefüllter Hohlraum (Urachuszyste) übrig bleibt. Da es zur Bildung von Abszessen kommen kann, muss diese chirurgisch entfernt werden.
Physiologie
Der Urin wird in den Nieren produziert, dort in den Nierenbecken gesammelt und dann durch die Harnleiter in die Harnblase entleert. Deren Wand wird durch die zunehmende Füllung gedehnt, was durch Dehnungssensoren wahrgenommen wird. Dies löst in parasympathischen Zentren des sakralen Rückenmarks einen Reflex, den sogenannten Miktionsreflex, aus, der die Kontraktion des Musculus detrusor in der Blasenwand und eine Entspannung des inneren Schließmuskels auslöst. Die hierzu gehörenden Reflexbahnen verlaufen im Nervus pelvinus. Erst wenn dann die bewusste Entspannung des äußeren Schließmuskels erfolgt, beginnt das Harnlassen. Diese bewusste Kontrolle des äußeren Schließmuskels kann jedoch bei sehr starker Füllung der Blase durch vom Nervus pudendus stammende hemmende Impulse außer Kraft gesetzt werden.
Das Harnlassen wird durch autonome Reflexe im sakralen Rückenmark kontrolliert, auf die höhere Bereiche des Zentralnervensystems Einfluss nehmen, indem sie entweder hemmen oder stimulieren. Im Hirnstamm, genauer in der Pons (Brücke) finden sich Zentren, die hemmend und stimulierend auf den Miktionsreflex wirken (pontines Miktionszentrum, Teil der Formatio reticularis). Weiterhin finden sich auch in der Großhirnrinde Zentren, die hauptsächlich hemmend wirken, aber unter gewissen Umständen stimulierend eingreifen können. Der Miktionsreflex ist zwar die Hauptursache des Harnlassens, trotzdem obliegt die finale Kontrolle diesen höheren Zentren. Sie hemmen den Reflex, außer wenn das Harnlassen bewusst angestrebt wird, sie können das Harnlassen durch Kontraktion des äußeren Schließmuskels verzögern und sie können das Harnlassen einleiten, indem sie die sakralen Zentren stimulieren.
Willkürliches Harnlassen beginnt, indem die Bauchmuskeln angespannt werden. Dies drückt die Blase zusammen und erhöht den Druck. Dies presst Harn in den Blasenhals und die Harnröhre, was deren Dehnungssensoren erregt, und damit den Miktionsreflex auslöst. Außerdem erfolgt eine Hemmung des äußeren Schließmuskels. Nach ungestörtem, nicht vorzeitig abgebrochenem Harnlassen verbleibeormalerweise nicht mehr als fünf bis zehn Milliliter Harn in der Blase.
Die erste Wahrnehmung der Harnansammlung in der Blase tritt beim Menschen bei etwa 80 ml auf. Bei ca. 300 bis 500 ml wird das Bedürfnis verspürt, die Blase zu entleeren.
Untersuchungsmethoden
Blasendivertikel eines Mannes in der CT-Darstellung; die VR-Darstellung links oben zeigt den mit einem Kreis beschriebenen Bereich
Die Harnblase ist bildgebend mittels Sonografie, Röntgen und endoskopisch darstellbar.
Die Röntgendarstellung der Harnblase heißt Zystographie. Da Weichteile auf Röntgenbildern prinzipiell kaum erkennbar sind, wird beispielsweise zur Füllung triiodiertes Kontrastmittel verwendet. Diese Technik macht Blasendivertikel, Tumore und nicht röntgenkontrastgebende Fremdkörper sichtbar.
Bei einer Zystoskopie (Harnröhren- und Blasenspiegelung) wird mit Hilfe eines Endoskops die Harnblase (bei Männern auch die Harnröhre) betrachtet und auf Tumore und andere Erkrankungen untersucht.
Soll Harn zur Untersuchung gewonnen, wegen einer Harninkontinenz oder aus anderen Gründen abgeleitet werden, so kann ein Blasenkatheter gelegt werden. Dies ist ein Kunststoffschlauch, der entweder über die Harnröhre (transurethral) oder die Bauchdecke (suprapubische Blasenfistel oder Bauchdeckenkatheter) in die Harnblase eingebracht wird. Manchmal wird auch die Punktion der Harnblase mit einer Kanüle, zumeist unter Ultraschallkontrolle, zur Gewinnung sterilen Urins zur Untersuchung durchgeführt.
Die Funktion der Harnblase wird mittels einer Urodynamik untersucht. Bei dieser Untersuchung wird ermittelt, wie sich die Blase mit ihrem Schließmuskel bei Füllung und Entleerung verhält. Hierzu wird ein Katheter in die Harnblase gelegt, durch den einerseits die Blase mit körperwarmer Flüssigkeit gefüllt, andererseits der Druck innerhalb der Blase gemessen wird. Ein weiterer Drucksensor im After, sowie Elektroden zur Muskelaktivitätsmessung am Damm werden ebenfalls benötigt. Wenn möglich, wird auch noch der Harnstrahl mit einem Uroflow gemessen.
Bei Hunden und Katzen lässt sich die Harnblase durch die Bauchwand ertasten, da sie bereits bei mäßiger Füllung vor dem Becken liegt.
Erkrankungen
Eine der häufigsten Erkrankungen der Blase ist die Blasenentzündung (Cystitis), bei der es zu einer über die Harnröhre aufsteigenden Infektion kommt, die weiter bis zu den Nieren aufsteigen kann. Diese Erkrankung kommt bei Frauen aufgrund der kürzeren Harnröhre häufiger vor.
Eine Reizblase ist ein ständiger Reizzustand der Blase. Sie wird zum Beispiel durch Unterkühlung verursacht und äußert sich durch ständigen Harndrang bei nur geringen Harnmengen. Ist der Schließmechanismus, an dem z. B. auch die Beckenbodenmuskulatur beteiligt ist, gestört, kommt es zu unwillkürlichem Harnabgang (Harninkontinenz). Bei Hündinnen kann eine Blasenhalsschwäche und damit Inkontinenz nach einer Kastration auftreten. Harninkontinenz ist die Unfähigkeit zur willkürlichen Kontrolle des Harnlassens. Dies kann psychologische (z. B. Stress) oder physiologische Ursachen (z. B. nach einer Querschnittlähmung) haben. Bei der Harninkontinenz ist die Kontrolle über den äußeren Schließmuskel und die Hemmung der parasympathischen Innervation kurzzeitig oder ständig ausgefallen. In den Vereinigten Staaten kennt man daneben auch die volkstümlich so genannte Teacher’s bladder („Lehrerinnen-Blase”), ein Problem, von dem vor allem Frauen im mittleren Alter befallen sind, die als Grundschullehrerinnen oder Krankenschwestern arbeiten und aufgrund ihrer Arbeitsweise tagsüber nur selten zur Toilette gehen können. Die Folge ist eine stark überdehnte Harnblase, deren Sensorik und Muskeltonus nicht mehr normal funktioniert. Die betroffenen Frauen können den Harn zwar lange zurückhalten, merken aber nicht rechtzeitig, wenn die Grenze erreicht ist. Das Problem ist gravierend und führt gelegentlich bis zur Berufsunfähigkeit. Bei einer Beckenbodenschwäche kann es auch zu einer Senkung und Vorwölbung der Blase in die Vagina (Zystozele) kommen.
Krebserkrankungen der Blase gehören mit einer Inzidenz von 25.950 pro Jahr (2006) in Deutschland zu den häufigen Krebsarten. In 95 % der Fälle handelt es sich um einen Tumor der Blasenschleimhaut, ein sogenanntes Urothelkarzinom. Der Blasenkrebs ist durch eine hohe Rezidivrate (erneutes Auftreten) und eine eher niedrige Progressionsrate (Fortschreiten) ausgezeichnet.
Die Balkenblase ist eine balkenartige Verdickung der Muskulatur (sogenannte Hypertrophie). Sie führt zu einer unregelmäßigen Innenkontur und letztendlich zu einer verminderten Kontraktionsfähigkeit der Blase. Dies läuft zumeist unbemerkt ab, da keine Schmerzen und nur eine geringfügige Beeinträchtigung des Harnlassens auftreten. Erst durch weitere Beschwerden, wie Restharnbildung, vermehrte Harnwegsinfekte oder einen Nierenaufstau äußert sich das Problem und wird behandlungsbedürftig.
Blasenhalsobstruktion ist eine Verstopfung des Blasenhalses, die zum erschwerten Harnlassen führt. Als Blasenhalsstenose wird die Unfähigkeit des unwillkürlichen (inneren) Schließmuskels bezeichnet, zu erschlaffen. Ist dies angeboren, spricht man von der Marion-Krankheit.
Wird das Rückenmark oberhalb des zwölften Brustsegments (Th12) durchtrennt, zum Beispiel bei einer Querschnittlähmung, kommt es zur sogenannten Reflexblase. Da die willkürliche Kontrolle des äußeren Schließmuskels entfällt, findet die Regulation des Harnlassens nur noch unwillkürlich, in den zweiten bis vierten Kreuzsegmenten (S2 bis S4) Abschnitten des Rückenmarks statt, die unterhalb der Verletzung liegen. Wenn sich die Blase füllt und die Blasenwand gedehnt wird, kommt es zur reflektorischen Entspannung des inneren Schließmuskels und zur teilweisen Blasenentleerung.
Blasensteine beim Hund, OP-Situs
Bei einer Blasenruptur (auch Harnblasenriss) kommt es durch Gewalteinfluss von außen zu einer traumatischen Zerreißung der Harnblase. Dabei wird zwischen der intraperitonealen Blasenruptur, die bei Gewalteinwirkung auf den Unterbauch bei gleichzeitig stark gefüllter Blase erfolgt, und derextraperitonealen Blasenruptur, die häufig in Folge eines Beckenbruchs auftritt, unterschieden. Als Symptome treten starker Harndrang bei gleichzeitiger Unfähigkeit zur Miktion auf.
Am 4. April 2006 gaben Forscher der Wake Forest University School of Medicine in North Carolina, USA um Professor Anthony Atala bekannt, es sei ihnen gelungen, im Labor gezüchtete Harnblasen in Menschen zu transplantieren. Dies ist das erste Mal, dass es gelungen ist, Organe komplett im Labor zu züchten. Da diese Transplantate aus Zellen der Patienten gezüchtet wurden, besteht keine Gefahr von Abstoßungsreaktionen.
Bei Säugetieren (v. a. Haushund, Hauskatze, Hausmeerschweinchen, Hauskaninchen) bilden sich in der Harnblase häufig Harnsteine („Blasensteine“) oder kleinere Kristallanhäufungen („Blasengrieß“), die bei einem hohen Gehalt schwer löslicher Verbindungen und Verschiebungen des pH-Werts(Fütterungsfehler) sowie um Entzündungszellen entstehen können. Beim Menschen sind Blasensteine selten.
Bei Hauskatzen ist eine idiopathische Entzündung der Harnblase häufig, die als Feline Lower Urinary Tract Disease (FLUTD) bezeichnet wird.
Harnblase bei Nichtsäugern
Bei Wirbellosen mit Nephridien erweitern sich diese harnbildenden Organe in ihrem Endabschnitt zur Harnblase.
Bei den Wirbeltieren gibt es im Wesentlichen zwei Formen. Bei einigen weiblichen Haien (Neoselachia) und vielen Echten Knochenfischen (Teleostei) bilden die beiden Harnleiter eine blasenartige Verwachsung, die als „Harnblase“ wirkt.
Bei Amphibien (bei bestimmten Fröschen mit Trockenheitsanpassungen als Wasserspeicherorgan; vgl. Wasserreservoirfrosch), einer Reihe von Eidechsen, Schildkröten, Brückenechsen sowie den Straußen münden die Harnleiter in die Kloake. Von der Kloake führt ein kurzer Gang in die Harnblase, manchmal auch als Harnbeutel bezeichnet. Bei Schlangen, Krokodilen sowie allen weiteren Vögeln ist keine Harnblase ausgebildet.
Kulturgeschichte
Da präparierte Harnblasen von geschlachteten Tieren stabil und wasserdicht sind, dienten sie in der Kulturgeschichte der Menschheit zahlreichen Zwecken, zum Beispiel als eines der ersten gezielt eingesetzten Behältnisse für die Aufbewahrung und den Transport von Flüssigkeiten, Käse oder auch von wichtigen Dokumenten. In Europa wurden vor allem Schweinsblasen, die bei der Hausschlachtung anfielen, gereinigt und verwendet.
Im Mittelalter wurden als Ersatz für echte Glasfenster mit Schweinsblasen bespannte Holzrahmen verwendet.
Kind mit Schweinsblase.
Ausschnitt aus Pieter Brueghel d. Ä. –Kinderspielbild
Kindern dienten getrocknete und aufgeblasene Harnblasen als Spielzeug: So wird von Heinrich VIII., König von England, überliefert, dass er gerne mit einer solchen Schweinsblase Fußball spielte, Kinder auf dem Land nutzten die aufgeblasenen Schweinsblasen als frühe Luftballons. Auch kulinarisch fanden die Blasen von Schlachttieren Verwendung. So berichtet Vincenzo Tanaras «L’Economia del Cittadino in Villa» (Die Wirtschaft im Stadthaus) aus dem Jahre 1687 von einem Rezept, das bei Banketten Verwendung fand. Dabei wurde eine kleine Schweinsblase mit dem Eigelb von ca. 25 Eiern gefüllt, dann in kochendes Wasser getaucht, bis das Eigelb fest war. Die so entstandene Kugel wurde dann in eine größere, mit dem Eiweiß der Eier gefüllte Blase gelegt. Diese wurde nun ebenso in kochendes Wasser getaucht, bis auch das Eiweiß fest geworden war. So erhielt man ein „Riesenei“.
Tycho Brahe wird nachgesagt, dass er bei einem Festbankett des Kaisers einen Harnblasenriss erlitt, da die Hofetikette den Gästen das Aufstehen von der Tafel vor dem Kaiser verbot.
Bis ins 19. Jahrhundert waren Blasensteine aufgrund der Ernährung eine häufige Erkrankung. Da der Eid des Hippokrates Ärzten deren Behandlung untersagte, bildete sich ein eigenes Berufsbild, das des Lithotomus (Steinschneiders) heraus. Der bekannteste Vertreter dieses Berufszweiges war Johann Andreas Eisenbarth.
Die Inuit in Alaska glaubten, dass der Sitz der Seele in der Blase sei. Aus diesem Grund wurden übers Jahr die Blasen von erlegten Robben gesammelt. Einmal jährlich wurden diese künstlerisch verziert und beim Blasenfest dem Meer zurückgeben, so dass sich neue Tiere aus ihnen bilden konnten, die dann im kommenden Jahr gejagt werden konnten. Außerdem bespannten die Inuit Trommeln mit den Harnblasen von Walen.
In der schwäbisch-alemannischen Fastnacht sind aufgeblasene Schweinsblasen (Saubloodere), die an Stecken oder Schnüren geschwenkt werden, ein traditionelles Narrengerät. Mit den Saublodere kann Lärm erzeugt werden, sie dienen aber auch dazu, Passanten oder andere Narren zu schlagen.
Harnröhre
Die Harnröhre (lat. Urethra, von griech. Ουρήθρα) beginnt am unteren Ende der Harnblase und mündet bei männlichen Säugetieren auf der Eichel, bei weiblichen im Scheidenvorhof. Sie dient bei beiden Geschlechtern der Ausscheidung des Urins, bei männlichen Säugetieren dient sie auch der Weiterleitung des Spermas und wird daher auch als Harn-Samen-Röhre bezeichnet.Embryonal entsteht die Harnröhre aus dem bauchseitigen Abschnitt der Kloake, dem Sinus urogenitalis.
Anatomie
Männliche Harnröhre (Urethra masculina)
Die männliche Harnröhre
(aus Gray’s Anatomy)
Beim Mann ist die Harnröhre etwa
Die Harnröhre des Mannes (Urethra masculina) wird in folgende Abschnitte unterteilt:
• Pars praeprostatica (von der Harnblasenwand bis zur Prostata) (1–1,5 cm): Sie wird vom Musculus sphincter urethrae internus umfasst.
• Pars prostatica (Prostataabschnitt) (3–4 cm)
• Pars membranacea (Beckenbodenteil) (
• Pars spongiosa (Teil im Harnröhrenschwellkörper des Penis) (ca.
Die männliche Harnröhre bei Tieren wird in folgende Abschnitte unterteilt:
• Pars pelvina (Beckenteil) mit
• Pars preprostatica (Teil vor der Prostata)
• Pars prostatica (Prostataabschnitt)
• Pars postprostatica mit Musculus urethralis
• Isthmus urethrae (Engstelle vor dem Eintritt in den Penis)
• Pars penina (Penisteil)
Beim Mann weist die Urethra drei Eng- und drei weite Stellen auf:
• 1. Engstelle: Ostium urethrae internum (Harnblasenfundus)
• 1. weite Stelle: Pars prostatica
• 2. Engstelle: Pars membranacea
• 2. weite Stelle: Ampulla urethrae
• 3. weite Stelle: Fossa navicularis (Schiffergrube)
• 3. Engstelle: Ostium urethrae externum (Glans penis)
Position der männlichen Harnröhre
Harnröhrenöffnung des Mannes
Weibliche Harnröhre (Urethra feminina)
Die Harnröhre der Frau hat eine Länge von etwa 2,5 bis
Die Geschlechtsunterschiede in der Länge der Harnröhre haben auch medizinische Konsequenzen: Die kürzere Harnröhre der weiblichen Individuen bedeutet, dass hier die Gefahr einerBlasenentzündung und einer Harninkontinenz höher ist. Dafür ist im Fall von Harninkontinenz der Einsatz von Harnröhrenstöpseln möglich. Bei männlichen Individuen erschwert die Länge der Harnröhre die Verwendung eines Katheters und begünstigt das Festsetzen von Nierensteinen.
Der quergestreifte Musculus urethralis trägt maßgeblich zum Harnhaltevermögen (Urinkontinenz) bei.
Position der weiblichen Harnröhre (6)
Harnröhrenöffnung der Frau (4)
Histologie
Die Harnröhre ist ein häutig-muskulöser Schlauch. Wie alle harnableitenden Wege (Harnwege) besitzt er ein Urothel (Übergangsepithel). Unter dem Epithel befinden sich elastisches Bindegewebeund ein Blutgefäßgeflecht (Stratum spongiosum). Weiter nach außen folgt glatte Muskulatur und ganz außen wiederum Bindegewebe zur Einbettung in die Umgebung.
Beim Mann ist die Harnröhre nicht vollständig mit Urothel ausgekleidet. In der Mitte der Pars prostatica, im Bereich des Colliculus seminalis, geht das Urothel in mehrschichtiges hochprismatisches Epithel über. Ein weiterer Epithelübergang findet in der Fossa navicularis zu mehrschichtigem, unverhornten Plattenepithel statt.
Untersuchung der Harnröhre
• Harnröhrensondierung: mittels einer Sonde oder eines Endoskops
• Harnröhrenabstrich: Entnahme einer Tupferprobe zum Nachweis von Infektionserregern
• Untersuchung des Urins
Erkrankungen der Harnröhre
Fehlbildung: Harnröhre endet unterhalb der Eichel und hat eine zweite Öffnung am Penisschaft (Fistel) durch die der Urin ebenfalls läuft
• Harnröhrenentzündung (Urethritis): entweder als unspezifische Infektion oder als spezifische (Gonorrhoe (Tripper))
• Harnsteine (Urolithiasis)
• Harnröhrenstriktur
• Divertikel
• Fistel
• Karunkel
• Polypen
• Harnröhrenkatarrh
• Schleimhautprolaps
• Harnröhrenkrebs (Urethrakarzinom)
• verschiedene Fehlbildungen
Aufbau der Niere
Die Niere (Ren, Nephros) ist ein paarig angelegtes Organ, das sich beidseits der Wirbelsäule etwa in Höhe der unteren Rippen befindet und von einer stabilen Fettschicht gepolstert wird. Jede Niere ist, je nach Körpergröße des Menschen, etwa zehn bis zwölf Zentimeter lang, etwa fünf bis sechs Zentimeter breit und etwa vier Zentimeter dick. Jede Niere wiegt etwa 160 Gramm. Über den Nieren sitzen die Nebennieren, deren Name lediglich die räumliche Nähe beschreibt, deren Funktion jedoch ein vollkommen andere ist als die der Nieren. Die rechte Niere liegt in der Regel aufgrund der Größe der darüber liegenden Leber etwas tiefer im Bauchraum als die linke Niere.
Die Niere hat die Form einer Bohne, wobei die innere Krümmung, in der die Blutgefäße und der Harnleiter (Ureter) entspringen, Hilum genannt wird. Außerdem wird jede Niere in einen oberen und einen unteren Pol sowie Vorder- und Rückseite unterteilt.
Die Niere setzt sich aus der Nierenrinde (Cortex renalis) und dem Nierenmark (Medulla renalis) zusammen. Die Nierenrinde bildet dabei den äußeren Teil der Niere, das Nierenmark den inneren Anteil. Mark und Rinde sind von vielzähligen Blutgefäßen durchzogen, die sich im Bereich des Nierenbeckens zur Nierenarterie beziehungsweise Nierenvene vereinen.
Nierenmark (Medulla renalis)
Das Nierenmark (Medulla renalis) bildet pro Niere 16 bis 20 Pyramiden (Markpyramiden), deren Spitzen (Papillen) zum Inneren zeigen. Einzelne Pyramiden können miteinander verwachsen sein, sodass sich etwa acht Papillen bilden. Die Pyramidenspitzen sind übersät von kleinen Öffnungen, den Foramina papillaria, über die der Harn austritt.
Die Papillen ragen in die so genannten Nierenkelche (Calix renalis) hinein, die sich wiederum zum Nierenbecken (Pelvis renalis) zusammenschließen. Hier können sich durch Blasenentzündungen oder Harnstein Nierenbeckenentzündungen entwickeln.
Das Nierenbecken geht über in den Harnleiter (Ureter), über den der aus den Papillen kommende Harn abfließt.
Nierenrinde (Cortex renalis)
Die Nierenrinde (Cortex renalis) überzieht das Nierenmark und ragt zwischen die Markpyramiden. Nach außen wird die Nierenrinde von der Nierenkapsel überzogen. Von den Markpyramiden aus durchziehen so genannte Markstrahlen die Nierenrinde. In der Nierenrinde befinden sich die Grundeinheiten der Niere, die Nephrone (pro Niere etwa eine Million), in denen der Harn gebildet wird.
Nephrone
Ein Nephron besteht aus dem Nierenkörperchen (Corpusculum renale) und dem Nierenkanälchen (Tubulus renalis). Das Nierenkörperchen wiederum besteht aus einem Gefäßknäuel (Glomerulus) und der Bowman-Kapsel (Capsula glomeruli).
In den Glomeruli ist die Blutgefäßwand für verschiedene Bestandteile des Bluts durchlässig. Während die Blutzellen (rote und weiße Blutkörperchen) sowie das Bluteiweiß (Plasmaalbumin) nicht aus dem Blutgefäß austreten können, passieren Glukose, Harnstoff, Elektrolyte und Wasser die Gefäßwände und werden in den Nierenkanälchen (Tubuli) aufgefangen. Die in den Tubuli gesammelte Flüssigkeit wird als Primärharn bezeichnet. Pro Minute werden auf diese Weise etwa 125 Milliliter Primärharn gebildet. Dies entspricht fast 180 Litern pro Tag.
Die Tubuli verlaufen geschlängelt durch die Nierenrinde und das zur Nierenmitte angrenzende Mark. Auf dem Weg durch die Tubuli werden viele Bestandteile des Primärharns und fast die gesamte Flüssigkeit resorbiert und bleiben dem Körper damit erhalten. Dies führt zu einer Konzentration des Primärharns, das Ergebnis ist der eigentliche Harn (Urin), der über die Papillen in die Nierenkelche und weiter ins Nierenbecken und über den Harnleiter (Ureter) ausgeschieden wird.
Funktionen der Niere
Der menschliche Körper scheidet etwa
Mit dem Harn werden auch Elektrolyte ausgeschieden. Dadurch kann der Säure-Basen-Haushalt des Organismus reguliert werden. Substanzen, die der Körper mit dem Urin ausscheiden muss, um eine übermäßige Konzentration im Organismus zu verhindern, werden als harnpflichtige Substanzen bezeichnet. Für die Nierendiagnostik wichtige, harnpflichtige Substanzen sind Kreatinin und Harnstoff.
Die Nieren haben folgende Funktionen:
• Regulierung des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts
• Regulierung des Blutdrucks, indem die Blutmenge über die Flüssigkeitsmenge eingestellt sowie die Weite der Blutgefäße beeinflusst werden
• Regulierung des Säure- und Basenhaushalts
• Entgiftung des Körpers
• Einfluss auf die Bildung roter Blutkörperchen (Erythrozyten)
• Regulierung des Knochenstoffwechsels
• Wichtige Aufgaben im Vitamin D-Stoffwechsel
Nierenentzündung (Glomerulonephritis)
Als Nierenentzündung (Glomerulonephritis) wird eine Reihe unterschiedlicher Nierenerkrankungen bezeichnet, die alle gekennzeichnet sind durch eine Entzündung der Gefäßknäuel (Glomeruli) der Nierenkörperchen, die sich in der Nierenrinde befinden. Die Nierenentzündung ist sehr häufig.
Ein Gefäßknäuel (Glomerulus) besteht aus etwa fünfzig parallel geschalteten Schlingen kleinster Blutgefäße (Kapillaren), die mit einem zuführenden und einem abführenden kleinen Gefäß in Verbindung stehen. In diesen Gefäßknäueln wird das Blut filtriert und der so genannte Primärharn gebildet.
Im Gegensatz zur Nierenbeckenentzündung, die durch Bakterien verursacht wird, gibt es für die unterschiedlichen Krankheitsbilder, die als Nierenentzündung zusammengefasst werden, weder eine einheitliche Behandlung, noch ist die Prognose hinsichtlich der Funktion der Niere einheitlich. Bestimmte Formen der Nierenentzündung wirken sich kaum einschränkend auf die Nierenfunktion aus. Andere dagegen können innerhalb nur weniger Tage und Wochen dazu führen, dass die Nierenfunktion völlig ausfällt und eine Dialyse oder eine Nierentransplantation erforderlich sind.
Definition
Als Nierenentzündung (Glomerulonephritis) wird eine Reihe unterschiedlicher Erkrankungen der Niere bezeichnet, die alle gekennzeichnet sind durch eine Entzündung der Gefäßknäuel (Glomeruli) der Nierenkörperchen. Die Entzündungen sind nicht eitrig und befallen die Nierenkörperchen beider Nieren.
Bei der Nierenentzündung wird in unterschiedlichem Ausmaß Blut oder Eiweiß im Urin ausgeschieden (Hämaturie oder Proteinurie); eine gestörte Nierenfunktion kann sich durch ein geringeres Volumen an abfiltriertem Primärharn (gemessen in glomerulärer Filtrationsrate, GFR) bemerkbar machen und der Blutdruck kann erhöht sein. Nachfolgend kann es zu Veränderungen der nachgeschalteten Nierenkanälchen und des Zwischenraums (Interstitium) kommen, sodass letztlich das gesamte Nephron – die kleinste funktionelle Einheit der Niere, die aus Nierenkörperchen und Harnkanälchen besteht – betroffen ist.
Als primäre Glomerulonephritis werden die Formen der Nierenentzündung bezeichnet, die auf die Nieren begrenzt bleiben; die sekundäre Glomerulonephritis wird durch Erkrankungen außerhalb der Nieren verursacht. Je nach Verlauf wird die akute von der chronischen Glomerulonephritis unterschieden.
Nierenentzündungen sind die am häufigsten auftretenden Erkrankungen der Niere. Trotzdem werden drei Viertel aller Fälle von Nierenversageicht durch Nierenentzündungen verursacht.
Die Nierenentzündung (Glomerulonephritis) kann in zwei Gruppen unterteilt werden:
• primäre Glomerulonephritis – die Gefäßknäuel entzünden sich, ohne dass Hinweise auf eine andere Grunderkrankung vorliegen
• sekundäre Glomerulonephritis – die Gefäßknäuel entzünden sich im Rahmen unterschiedlichster Systemerkrankungen, infolge von Infektionserkrankungen oder durch Arzneimittelnebenwirkungen
Diese beiden Gruppen der Nierenentzündung lassen sich weder anhand der krankheitsbedingten strukturellen Veränderungen der Gefäßknäuel noch anhand ihrer Symptome unterscheiden.
Nach dem klinischen Befund, dem Krankheitsverlauf und den laborchemischen Befunden werden fünf Syndrome unterschieden:
6. asymptomatische Proteinurie/Hämaturie
7. akutes nephritisches Syndrom
8. rasch fortschreitende (rapid progressive) Glomerulonephritis
9. nephrotisches Syndrom
10. chronische Glomerulonephritis
Diese fünf klinischen Syndrome können sowohl als primäre wie auch als sekundäre Glomerulonephritis auftreten.
Asymptomatische Proteinurie (Eiweiß im Urin) und/oder Hämaturie (Blut im Urin)
Eine asymptomatische Proteinurie beziehungsweise Hämaturie liegt vor, wenn im Urin Eiweiß (Proteinurie) und/oder Blut (Hämaturie) nachweisbar ist, ohne dass die Betroffenen weitere Symptome oder Beschwerden zeigen. Meistens werden diese Befunde zufällig bei Urinuntersuchungen festgestellt. Nur selten suchen die Betroffenen den Arzt auf, selbst wenn Blutbeimengungen im Urin mit bloßem Auge erkennbar sind (Makrohämaturie).
Akutes nephritisches Syndrom
Das akute nephritische Syndrom zeichnet sich durch den plötzlichen Erkrankungsbeginn aus. Es tritt häufig nach Infekten auf, kann jedoch ebenso als primäre Glomerulonephritis auftreten.
Rapid progressive Glomerulonephritis (RPGN) und Goodpasture-Syndrom
Die RPGN tritt idiopathisch (das heißt nicht im Gefolge anderer Krankheiten) oder sekundär im Rahmen einer Vaskulitis (Entzündung von Blutgefäßen), Bindegewebskrankheit oder einer Infektion auf. Die RPGN ist selten und kann in allen Altersklassen beider Geschlechter auftreten, vorwiegend aber bei Männern zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Die RPGN kann ohne Therapie zu einem raschen Versagen der Nierenfunktion führen.
Das nephrotische Syndrom
Das nephrotische Syndrom ist ein Sammelbegriff für mehrere Symptome, die bei verschiedenen Erkrankungen der Gefäßknäuel (Glomeruli) auftreten. Es zeichnet sich durch Eiweiß im Urin mit hohem Eiweißverlust, durch Ödeme (Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe) sowie durch einen Anstieg der Blutfette aus und kann die Niere dauerhaft schädigen.
Chronische Glomerulonephritis
Alle primären und sekundären Nierenentzündungen können zu einer chronischen Glomerulonephritis führen. Bei der Urämie, dem Endstadium der chronischen Glomerulonephritis, kommt es typischerweise zur Bildung von Schrumpfnieren.
Die chronische Nierenentzündung ist nach dem Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) die häufigste Ursache für eine dauerhafte Dialysebehandlung.
Ursachen
Im Gegensatz zur Nierenbeckenentzündung, die durch Bakterien hervorgerufen wird, liegen die Ursachen der meisten Nierenentzündungen (etwa 75 Prozent) in immunologischen Mechanismen. Dabei werden Antigen-Antikörper-Komplexe gebildet, die zu entzündlichen Veränderungen an den Nieren führen.
Auch andere Ursachen können zu einer Nierenentzündung führen, zum Beispiel ein Diabetes mellitus, eine Amyloidose (Eiweißablagerungstörung), ein hämolytisch-urämisches Syndrom und ein hereditäres (vererbtes) Syndrom.
Häufigste Ursache für Blut im Urin (Hämaturie) ist die IgA-Nephropathie, die für etwa 20 Prozent der Nierenentzündungen verantwortlich ist. Dabei bildet der Körper IgA-Antikörper, die entzündliche Veränderungen hervorrufen und die Funktion des Nierengewebes einschränken.
Das nephrotische Syndrom wird durch eine erhöhte Durchlässigkeit der winzigen Blutgefäße (Kapillaren) der Gefäßknäuel für Plasmaeiweiße verursacht: So können Eiweiße vermehrt in den Urin gelangen.
Bei etwa 80 Prozent der Menschen mit einem nephrotischen Syndrom liegt eine primäre Glomerulonephritis ohne fassbare Ursache vor. Die Schädigung der Gefäßknäuel kann sich sehr unterschiedlich äußern.
Symptome
Bei einer Nierenentzündung (Glomerulonephritis) kann es mitunter Jahre dauern, bis die Betroffenen erste Symptome bemerken. Am ehesten zeigt sich eine Nierenentzündung durch eine Veränderung des Harns. Ein trüber Harn weist darauf hin, dass Eiweiß ausgeschieden wird. Dies wird als Proteinurie bezeichnet. Ist der Harn dunkel gefärbt, wird Blut ausgeschieden (Hämaturie). Wenn sich so viel Blut im Urin befindet, dass es mit bloßem Auge wahrgenommen werden kann, liegt eine Makrohämaturie vor. Die Blutmenge im Urin kann jedoch so gering sein, dass sie nicht mit bloßem Auge wahrnehmbar ist, sonderur durch eine mikroskopische Urinuntersuchung nachgewiesen werden kann. Dies wird als Mikrohämaturie bezeichnet.
In machen Fällen sammelt sich bei einer Nierenentzündung auch Flüssigkeit an den Augenlidern, Füßen oder Händen an (Ödem). Diese sind dann geschwollen. Bei manchen Betroffenen entwickelt sich ein Bluthochdruck). Kopfschmerzen und Sehstörungen können die Folge sein.
Im fortgeschrittenen Stadium einer Nierenentzündung kann es zu Fieber und zu dumpfen Schmerzen in der Nierengegend kommen.
Diagnose
Da für die Diagnose der Nierenentzündung (Glomerulonephritis) Symptome wie Eiweiß oder Blut im Urin von Bedeutung sind, wird bei Verdacht auf eine Nierenentzündung der Urin der Betroffenen untersucht. Mitunter werden große Mengen Blut im Urin ausgeschieden, die bereits mit bloßem Auge zu erkennen sind. Auch Ödeme (Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe) im Gesicht oder in den Beinen oder ein hoher Blutdruck können erste Hinweise auf eine Nierenentzündung sein.
Auch eine Blutuntersuchung kann zur Diagnose einer Nierenentzündung führen: Häufig weist ein Anstieg des Nierenwerts Kreatinin im Blut auf eine Funktionsschwäche der Nieren hin. Auf chronische Verlaufsformen der Nierenentzündung, welche die Nierenfunktion einschränken, weisen Symptome des Nierenversagens wie Blutarmut, Leistungsminderung, Blutgerinnungsstörungen, Magen- und Knochenschmerzen, verminderter Urinausscheidung, Atemnot hin.
Besteht der Verdacht auf eine Nierenentzündung, sind in der Regel weitere Untersuchungen wie Nierensonographie, Nierenpunktion und Nierenfunktionstests erforderlich. Das Warnsymptom Schmerz fehlt bei der Nierenentzündung.
Therapie
Bei einer Nierenentzündung (Glomerulonephritis) gibt es keine einheitliche Therapie. Wie die Nierenentzündung im Einzelnen behandelt wird, richtet sich danach, welche Form von Entzündung vorliegt und ob sie akut oder chronisch verläuft.
Asymptomatische Proteinurie und/oder Hämaturie
Wenn sich im Uriur geringe Mengen Blut und Eiweiß befinden und die Nierenfunktion sowie der Blutdruck normal sind, ist es meist nicht erforderlich, die Proteinurie beziehungsweise die Hämaturie zu behandeln. Die Urinwerte sollten jedoch regelmäßig kontrolliert werden.
Akutes nephritisches Syndrom
• Ödembehandlung
• Wassertabletten (Diuretika)
• Behandlung des Bluthochdrucks
• Verabreichung von Penicillin bei Erkrankung durch Streptokokken
Rapid progressive Glomerulonephritis (RPGN) und Goodpasture-Syndrom
Die Therapie der RPGN ist nicht einheitlich. Sie richtet sich im Wesentlichen danach, welche Grunderkrankung vorliegt und welchen Befund die Nierenbiopsie erbringt. Abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung kommen folgende Therapieverfahren einzeln oder kombiniert zum Einsatz:
• die Methylprednisolon-Stoßtherapie
• die zusätzliche Gabe von Cylclophosphamid
• die Blutfilterung (Plasmapherese, Plasmaseparation)
Durch diese Behandlungsmaßnahmen sollen Antibasalmembran-Antikörper, Immunkomplexe und Entzündungsmediatoren, die sich im im Blutkreislauf befinden, herausgefiltert und deren Neubildung unterdrückt werden.
Das nephrotische Syndrom
Für die Therapie des nephrotischen Syndroms gilt allgemein:
• Therapie der Ödeme (Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe) durch eingeschränkte Salzzufuhr, Anpassung der Nahrungseiweißzufuhr an den Eiweißverlust im Urin und Gabe von harntreibenden Mitteln (Diuretika)
• Behandlung des Bluthochdrucks
• Behandlung der Hyperlipoproteinämie
• Thromboseprophylaxe beziehungsweise Hemmung der Blutgerinnung bei Thrombose oder Embolie
• Behandlung von Infektionen
• Medikamentöse Verminderung der Proteinurie durch ACE-Hemmer
In bestimmten Fällen des primäreephrotischen Syndroms ist eine Therapie mit Steroiden und Immunsuppressiva erforderlich. Beim sekundären nephrotischen Syndrom sollte die zugrunde liegende Ursache möglichst ausgeschaltet beziehungsweise frühzeitig behandelt werden.
Chronische Glomerulonephritis
Die Ursachen der chronischen Glomerulonephritis selbst könneicht behandelt werden. Wenn die Funktion der Niere eingeschränkt ist, erstreckt sich die Behandlung auf symptomatische Maßnahmen (angemessene Flüssigkeitszufuhr, eiweißarme Diät, phosphatarme Kost, Behandlung des Bluthochdrucks).
Im Endstadium kommen die Dialyse und die Nierentransplantation als lebenserhaltende Verfahren zum Einsatz.
Verlauf
Der Verlauf einer Nierenentzündung (Glomerulonephritis) ist sehr uneinheitlich. Es gibt akute und chronische Formen. Die meisten akuten Formen der Nierenentzündung sind nur mit geringen Beschwerden verbunden und führen – wenn sie frühzeitig behandelt werden – nicht zu dauerhaften Schädigungen der Niere. Chronische Verlaufsformen sind dagegen oft nicht heilbar; im Laufe der Zeit kann die Niere so stark geschädigt werden, dass eine dauerhafte Dialysebehandlung erforderlich ist.
Asymptomatische Proteinurie (Eiweiß im Urin) und/oder Hämaturie (Blut im Urin)
Obwohl die Langzeitprognose gut ist, kann ein Teil der Betroffeneoch nach Jahren einen Bluthochdruck oder ein Nierenversagen entwickeln. Kontrolluntersuchungen sind deshalb unbedingt erforderlich.
Akutes nephritisches Syndrom
Diese Form der Nierenentzündung kann bei Kindern zu etwa 80 bis 95 Prozent vollständig geheilt werden. Im Erwachsenenalter liegt die Heilungsquote bei 50 bis 70 Prozent. Nach einem symptomfreien Intervall von mehreren Jahren können die Nieren versagen und Bluthochdruck auftreten.
Rapid progressive Glomerulonephritis (RPGN) und Goodpasture-Syndrom
Bei dieser Form der Nierenentzündung verschlechtert sich der Zustand der Betroffenen ohne Therapie rasch, sodass nach Tagen oder Monaten die Nieren versagen und eine Dialyse erforderlich wird. Symptome, die nicht nur die Niere betreffen, deuten darauf hin, dass eine sekundäre Erkrankung vorliegt.
Die Prognose in Bezug auf den Erhalt der Nierenfunktion ist schlecht. Die Sterblichkeit liegt bei etwa fünf bis 15 Prozent.
Chronische Glomerulonephritis
Eine chronische Glomerulonephritis ist meist nicht mehr heilbar. Im Endstadium sind die Dialyse und die Nierentransplantation als lebenserhaltende Maßnahmen erforderlich.
Vorbeugen
Eine Nierenentzündung (Glomerulonephritis) ist meist durch Laboruntersuchungen nachweisbar, bevor es zu körperlichen Beschwerden kommt. Daher kann durch regelmäßige Urinuntersuchungen eine Nierenentzündung zwar nicht verhindert, aber doch frühzeitig erkannt und behandelt und so einer Nierenschwäche oder einem Nierenversagen vorgebeugt werden.
Um einem fortgeschrittenen Nierenversagen vorzubeugen, sollten auch therapierbare Grundkrankheiten (wie Infekte, schädigende Wirkungen von Medikamenten, Diabetes mellitus) möglichst frühzeitig behandelt werden.
Allgemeine Maßnahmen, um Nierenerkrankungen vorzubeugen, bestehen darin, die Nieren und Harnwege gut durchzuspülen – also für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu sorgen – und auf das Rauchen zu verzichten.
Nierensteine (Nephrolithiasis) treten bei Erwachsenen häufig auf. Frauen sind dabei nur etwa halb so oft betroffen wie Männer.
Nierensteine entstehen, wenn Substanzen auskristallisieren, die normalerweise im Harn gelöst sind. Die Ursachen hierfür sind sehr komplex und bis heute noch nicht restlos geklärt. In jedem Fall spielen Ernährung und Trinkmenge eine große Rolle, aber auch Harnwegsinfektionen und verschiedene Stoffwechselerkrankungen.
Die Symptome bei Nierensteinen sind davon abhängig, wo die Steine liegen und wie beweglich sie sind. Häufig werden Nierensteine gar nicht oder nur zufällig entdeckt. Sie können jedoch auch zu einer Nierenkolik führen, die durch starke Schmerzen im Rücken-, Flanken- oder Unterbauchbereich gekennzeichnet ist. Die Diagnose wird in erster Linie durch Ultraschall- und Röntgenuntersuchung der ableitenden Harnwege gestellt. Behandelt wird eine akute Nierenkolik in erster Linie durch eine adäquate Schmerztherapie und das Beseitigen einer möglichen Harnstauung. In den meisten Fällen wird ein Nierenstein von allein mit dem Harn ausgeschieden. Geht der Nierensteiicht von selbst spontan ab, kann er durch Zertrümmern von außen oder über einen kleinen Hautschnitt (Stoßwellentherapie), mit einer Schlinge während einer Blasenspiegelung oder (in seltenen Fällen) auch operativ entfernt werden. Darüber hinaus sollte die Ursache, die zur Bildung der Nierensteine geführt hat, behandelt werden. Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung von Nierensteinleiden besteht darin, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Nierensteine: Definition
Bei der Nephrolithiasis (griech. nephrós = Niere, líthos = Stein) bilden sich so genannte Nierensteine aus. Dabei handelt es sich um feste Gebilde in der Niere und in den ableitenden Harnwegen. Synonym wird häufig der Begriff Urolithiasis (Harnsteinleiden, von griech. ùron = Harn) verwendet. Die Größe der gebildeten Steine kann sehr verschieden sein: Sie reicht von wenigen Millimetern (etwa Reiskorngröße) bis zu mehreren Zentimetern (so genannte Nierenbeckenausgusssteine, die das ganze Nierenbecken ausfüllen können). In etwa 80 Prozent der Fälle treten Nierensteine einseitig auf.
Häufigkeit
Etwa fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland haben Nierensteine. Jährlich kommen pro 100.000 Einwohnern etwa 500 neue Betroffene hinzu. Bei Frauen treten Nierensteine wesentlich seltener auf als bei Männern. Der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr.
In trockenen, heißen und gebirgigen Regionen treten Nierensteine auffallend gehäuft auf. In den westlichen Industrieländern hat die Häufigkeit von Nierensteinen in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. In Gebieten, in denen Mangelernährung herrscht, sind Nierensteine dagegen selten.
Nierensteine: Ursachen
Die Ursache für Nierensteine (Nephrolithiasis) ist nicht einfach zu bestimmen: Nierensteine werden in einem sehr komplexen Vorgang gebildet, der für manche Steinarteoch nicht in allen Einzelheiten geklärt ist. An diesem Vorgang beteiligt sind Bestandteile des Harns, die normalerweise in gelöstem Zustand über die Nieren ausgeschieden werden, wie Kalzium, Phosphat, Oxalat, Harnsäure und Zystin. Sind diese Stoffe so reichlich im Harn vorhanden, dass sie nicht mehr gelöst werden können, kristallisieren sie aus. In der Folge lagern sich bei entsprechender Harnkonzentration immer neue Schichten an die ausgefällten Kristalle an, sodass sich zwiebelschalenartige Steine bilden, die ständig größer werden.
Die Gründe für das verstärkte Auftreten bestimmter Substanzen im Harn sind vielfältig.
Flüssigkeitsmangel (Dehydratation)
Bei der Entstehung von Nierensteinen (Nephrolithiasis) spielt die Zufuhr von Flüssigkeit eine große Rolle. Wenn die beim Essen oder Trinken aufgenommene Menge an Flüssigkeit zu gering ist, können die Nieren nur wenig Harn erzeugen. Der Wasseranteil des Harns nimmt ab und die Konzentration bestimmter Stoffe im Harn steigt. Auch wenn durch Schwitzen (zum Beispiel in heißem Klima) oder bei Durchfallerkrankungen (wässrige Stühle) viel Flüssigkeit verloren geht, führt dies zu einem stark konzentrierten Urin.
Ernährung
Auch die Ernährung spielt bei der Entstehung von Nierensteinen (Nephrolithiasis) eine Rolle. Durch eine einseitige Ernährung, die hauptsächlich aus Milch und Milchprodukten besteht, kann ein Überschuss von Kalzium im Harn entstehen. Eine dauerhaft stark eiweißhaltige Kost (viel Fleisch und Wurstwaren) führt zu einem Überangebot an so genannten Purinen im Blut, die zu Harnsäure abgebaut und so über den Urin ausgeschieden werden. Steigt der Harnsäurespiegel im Urin über einen kritischen Wert, wird die Harnsäure ausgefällt und verursacht bei den Betroffeneeben Gichtbeschwerden die Bildung von Harnsäuresteinen. In bestimmten Nahrungsmitteln wie Spinat, Rhabarber, roter Beete, schwarzem und grünem Tee ist sehr viel Oxalsäure enthalten, die in Verbindung mit Kalzium Kalziumoxalatsteine bildet.
Immobilisation
Auch Bewegungsmangel kann die Bildung von Nierensteinen (Nephrolithiasis) fördern: Bei wenig Bewegung aufgrund lang anhaltender Bettlägerigkeit, zum Beispiel durch eine schwere Erkrankung oder im fortgeschrittenen Lebensalter, wird Kalzium aus den Knochen abgebaut. Dieses Kalzium erscheint in großer Menge im Harn.
Stoffwechselerkrankungen
Bestimmte Stoffwechselerkrankungen führen dazu, dass sich die Konzentration einzelner Harnbestandteile erhöht, und spielen so ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung von Nierensteinen (Nephrolithiasis). Bei einer Nebenschilddrüsen-Überfunktion (Hyperparathyreodismus) wird vermehrt Kalzium mit dem Urin ausgeschieden. Die so genannte primäre Hyperoxalurie ist eine angeborene Enzymstörung, bei der zu viel Oxalsäure im Urin vorliegt. Sekundäre Hyperoxalurien entstehen als Begleiterscheinung bestimmter entzündlicher Darmerkrankungen wie der Colitis ulcerosa, dem Morbus Crohn oder auch als Folge der operativen Entfernung großer Abschnitte des Dünndarms.
Auch bei Gesunden wird die kritische Konzentration bestimmter im Harn gelöster Stoffe immer wieder überschritten. So ist zum Beispiel bei vielen Menschen der Harn mit Oxalat übersättigt. Die ausgefällten Kristalle werden jedoch im Normalfall unbemerkt über den Urin ausgeschieden, ohne dass sich Nierensteine bilden. Die erhöhte Konzentration der einzelnen Harnbestandteile reicht nicht aus, um die Kristalle zu echten Steinen heranwachsen zu lassen. Dazu sind weitere Faktoren erforderlich wie ein Mangel an Substanzen, welche die Steinbildung hemmen. Diese kommen natürlicherweise im Harn vor und werden Steinbildungsinhibitoren (Inhibitor lat. = Hemmstoff) oder auch antilithogene Substanzen genannt. Bekannte Steinbildungshemmer sind Zitrat, Magnesium, Glykosaminoglykane und Glykoproteine. Bei Menschen, die zur Bildung von Nierensteineeigen, treten diese Hemmstoffe in geringeren Konzentrationen im Urin auf.
Darüber hinaus hat auch der pH-Wert des Urins, der dem Säuregehalt entspricht, einen entscheidenden Einfluss auf die Löslichkeit der verschiedenen Harnbestandteile. So begünstigt ein alkalischer Urin (pH > 7,0), der zum Beispiel bei einer Infektion der ableitenden Harnwege mit bestimmten Bakterien wie Proteus, Klebsiellen oder Pseudomonas entsteht, die Bildung von phosphathaltigen Steinen. Ein stark saurer Urin dagegen (pH < 5,75) fördert das Auftreten von Harnsäuresteinen.
Steinarten
Sortiert nach Häufigkeit ihres Auftretens werden die folgenden Arten von Nierensteinen unterschieden:
• Kalzium-Oxalatsteine (75 Prozent)
• Magnesium-Ammonium-Phosphat-Steine (Struvite) – „Infektionssteine“ (zehn Prozent)
• Harnsäuresteine (fünf Prozent)
• Kalziumphosphatsteine (fünf Prozent)
• Zystinsteine (unter ein Prozent)
Nierensteine: Symptome
Nierensteine (Nephrolithiasis) verursachen bei vielen Betroffenen keine Beschwerden und werden oft nur zufällig bei einer Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung des Bauchs entdeckt. Mitunter können sie ein Druckgefühl in der Flankengegend hervorrufen und die Schleimhaut irritieren, sodass geringe Mengen Blut im Urin (Hämaturie) ausgeschieden werden.
Wandert Stein aus der Niere in den Harnleiter, der Niere und Harnblase miteinander verbindet, kann er den Harnleiter verschließen und so eine Nierenkolik auslösen. Eine solche Kolik ist durch heftige krampfartige Schmerzen gekennzeichnet, die meist in der Flanke beginnen und entlang dem Harnleiter in den Unterbauch und die Genitalien ausstrahlen. Die Schmerzen können von Übelkeit und Erbrechen begleitet sein. Tritt der Stein schließlich in die Harnblase und anschließend in die Harnröhre über, kommt es aufgrund der Schleimhautreizungen häufig zu einer mit dem bloßen Auge erkennbaren Hämaturie (Makrohämaturie).
Nierensteine: Diagnose
Bei vielen Menschen, bei denen die Diagnose Nierensteine (Nephrolithiasis) gestellt wird, weist bereits die Krankengeschichte (beispielsweise wiederholte Steinabgänge, Auftreten von Nierensteinen in der Familie, Lebens- und Ernährungsgewohnheiten, Medikamenteneinnahme) auf die Ursache des Steinleidens hin. Liegt eine Harnstauung in der Niere vor, zeigt sich bei der körperlichen Untersuchung häufig ein Druckschmerz in der Flankengegend. Bei einer Urinuntersuchung wird in den meisten Fällen eine Hämaturie festgestellt, mitunter finden sich auch weiße Blutkörperchen (Leukozyturie). Den Betroffenen wird Blut entnommen, um bestimmte Parameter wie Harnsäure, Kalzium oder Kreatinin zu analysieren und Risikofaktoren für die Steinbildung zu erkennen sowie den Zustand der Nierenfunktion zu überprüfen.
Die eigentliche Diagnose der Nierensteine (Nephrolithiasis) erfolgt durch bildgebende Verfahren. Mithilfe von Ultraschall- ( Sonographie) und Röntgenuntersuchung der Nieren kann bestimmt werden, wie viele Steine vorliegen, wie groß sie sind und wo genau sie sich befinden. Auch eine vorliegende Harnstauung beziehungsweise entzündliche Prozesse in der Niere werden so nachgewiesen. Eine so genannte Ausscheidungsurographie, bei der die Betroffenen ein Kontrastmittel erhalten, das unter Röntgenkontrolle über die Nieren ausgeschieden wird, liefert Hinweise auf die Art der Steine und zeigt das Ausmaß eines vorliegenden Harnverschlusses. Eine solche Urographie sollte jedoch nicht während einer akuten Nierenkolik durchgeführt werden, da das Kontrastmittel die Harnausscheidung (Diurese) steigert und auf diese Weise die Beschwerden verstärken kann.
Nierensteine: Therapie
In den meisten Fällen ist eine besondere Therapie bei Nierensteinen (Nephrolithiasis) nicht notwendig: Mehr als 80 Prozent aller Nierensteine gehen von selbst über die Harnausscheidung ab. Die Betroffenen können diesen Prozess selber unterstützen, indem sie viel Flüssigkeit und krampflösende Medikamente zu sich nehmen und für körperliche Bewegung sorgen.
Die Behandlung einer akuten Nierensteinkolik zielt zunächst darauf ab, die Schmerzen zu beseitigen. Dafür werden in der Regel krampflösende Schmerzmittel (Spasmoanalgetika) eingesetzt.
Bei Nierensteinen, die größer als ein Zentimeter sind und deren Position sich über einen Zeitraum von mehreren Tageicht verändert, ist ein solcher Spontanabgang nicht mehr zu erwarten. In diesen Fällen sollten die Betroffenen die Nierensteine durch einen Urologen entfernen lassen. Dies gilt auch, wenn eine ausgeprägte Harnstauung vorliegt, durch die das Nierenbecken erweitert wird.
• Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL): Bei dieser Methode werden die Steine von außen durch Stoßwellen unter Röntgen- oder Ultraschallkontrolle zertrümmert. Die dabei entstehenden Bruchteile des Steins gehen dann in der Regel in den folgenden drei Monaten von selbst mit dem Urin ab. Diese Behandlungsmethode ist bei allen Steinarten in über 90 Prozent erfolgreich.
• Perkutane Nephrolitholapaxie (PNL): Diese Methode wird vor allem bei größeren Steinen eingesetzt, die ausgeprägte Harnstauungen verursachen. Dabei wird durch einen kleinen Hautschnitt ein Endoskop eingeführt, über das der Stein anschließend mit Stoßwellen zertrümmert wird.
• Schlingenextraktion: Heutzutage werden Nierensteine eher selten mithilfe von Schlingen entfernt. Diese Behandlungsmethode erfolgt ausschließlich bei Steinen, die im unteren Drittel des Harnleiters liegen. Dabei wird über eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) eine Schlinge in den Harnleiter eingeführt, mit deren Hilfe der Stein herausgezogen wird. Sind die Harnwege infiziert, sollte diese Methode nicht angewendet werden.
• Operative Steinentfernung: Seit es möglich ist, Steine zu zertrümmern, werden Nierensteine nur noch in weniger als fünf Prozent der Fälle durch offene Operationen entfernt.
• Medikamentöse Therapie: Harnsäure- und Zystinsteine lassen sich unter Umständen mithilfe von Medikamenten auflösen (Litholyse). Darüber hinaus kann das Medikament Allopurinol eingesetzt werden, um den Harnsäurespiegel zu senken.
Nierensteine: Verlauf
Komplikationen
Wenn die Nierensteine (Nephrolithiasis) das Abfließen des Harns behindern, führt dies zu einer Stauung mit einhergehender Erweiterung des Nierenbeckens. Durch den Verschluss der Harnwege können Bakterien leichter einwandern und Infektionen der Harnwege (Urozystitis) und der Nieren (interstitielle Nephritis) hervorrufen. Letztere äußert sich durch Fieber, Schüttelfrost, Beschwerden beim Wasserlassen und ausgeprägte Rückenschmerzen im Bereich der Nieren. Im schlimmsten Fall kann die Nierenfunktion endgültig zerstört werden (terminales Nierenversagen). Darüber hinaus können die Bakterien in die Blutbahn übertreten und dort eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Urosepsis) auslösen.
Prognose
Die Prognose bei Nierensteinen (Nephrolithiasis) ist sehr gut: Über 80 Prozent aller Nierensteine gehen bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr und körperlicher Bewegung von selbst über die Harnausscheidung ab. Bei fast der Hälfte aller Betroffenen bilden sich danach keine weiteren Nierensteine aus.
Nierensteine: Vorbeugen
Da Nierensteine (Nephrolithiasis) bei etwa 60 Prozent der Betroffenen wiederholt auftreten, ist es sinnvoll, vorbeugende Maßnahmen zu treffen. Dazu gehört in erster Linie: viel trinken, (drei bis vier Liter täglich), um den Urin zu verdünnen und zu verhindern, dass er mit steinbildenden Substanzen übersättigt ist. Die Flüssigkeitszufuhr sollte dabei über den ganzen Tag verteilt werden, da auch nachts die Konzentration von steinbildenden Substanzen erhöht sein kann. Auch durch regelmäßige körperliche Bewegung und durch das Reduzieren von Übergewicht kann jeder selbst dazu beitragen, das Risiko für Nierensteine zu vermindern.
Darüber hinaus können gezielte Maßnahmen zum Vorbeugen der einzelnen Steinarten ergriffen werden. Da einige der steinbildenden Substanzen in verschiedenen Nahrungsmitteln vorkommen, ist es möglich, über eine geregelte Ernährung ihre Konzentration im Urin zu senken. So sollten sich Menschen, die zur Bildung von Harnsäuresteinen in Verbindung mit Gicht neigen, purinarm ernähren: Bestimmte Nahrungsmittel wie tierische Innereien (Leber, Nieren, Herz, Zunge), Fleisch, Wurstwaren, Ölsardinen und Hülsenfrüchte, die sehr viel Purin enthalten, sollteur eingeschränkt gegessen werden. Spinat, Rhabarber, rote Beete, grüner und schwarzer Tee, Schokolade und Kakao enthalten viel Oxalat und sind daher von Menschen mit Oxalatsteinen in größeren Mengen zu meiden. Wer dazu neigt, Kalziumphosphatsteine zu bilden, sollte den Konsum von stark kalziumhaltigen Speisen, zum Beispiel Milchprodukten, einschränken.
Die Nieren – Filter und Reinigungsanlage des Körpers
Unsere Nieren filtern täglich rund
AUFBAU UND FUNKTION
Die Nieren bestehen aus ca. 1 Million Nephronen: Das sind kleine Einheiten, in die alle flüssigen Blutbestandteile hineingepresst werden. Diese Nephronen sind in einem komplizierten Muster so angeordnet, dass zwischen Blut und abfiltriertem Wassergemisch ein Konzentrationsgefälle an für den Körper wichtigen Stoffen entsteht – so gelangen Zuckermoleküle, Elektrolyte und auch Wasser wieder ins Blut zurück. Andere, für den Körper giftige oder unwichtige Stoffe wie Stoffwechselabbauprodukte (z.B. Harnsäure) werden dann mit dem restlichen Wasser in größeren Kanälchen gesammelt und gelangen über die Nierenbecken und den Harnleiter in die Harnblase. Dort sammelt sich der Urin – und ab einer bestimmten Urinmenge verspüren wir Harndrang. Über die Harnröhre wird der Urin ausgeschieden, der Verschluss der Harnröhre wird über mehrere Muskeln gesteuert. Unterhalb der Blase umschließt bei Männern ein walnussgroßes Organ, die Prostata, die Harnröhre. Sie gibt beim Samenerguss ein für die Spermien lebenswichtiges Sekret ab.
Die Nieren liegeormalerweise links und rechts neben der Lendenwirbelsäule – nach starkem Gewichtsverlust können sie auch mal tiefer wandern.
Unregelmäßige Verben oder Starke Verben der deutsche Sprache.
№ |
Infinitiv |
Präsens (2 та 3ос.одн.) |
Präteritum |
Partizip II |
Переклад |
1 |
backen |
bäckst, bäckt / backst, backt |
backte / buk |
hat gebacken |
пекти |
2 |
befehlen |
befiehlst, befiehlt |
befahl |
hat befohlen |
наказувати |
3 |
beginnen |
beginnst, beginnt |
begann |
hat begonnen |
починати(ся) |
4 |
beißen |
beißt |
biss |
hat gebissen |
кусати |
5 |
bergen |
birgst, birgt |
barg |
hat geborgen |
ховати |
6 |
betrügen |
betrügst, betrügt |
betrog |
hat betrogen |
обманювати |
7 |
bewegen |
bewegst, bewegt |
bewog |
hat bewogen |
рухати, схиляти |
8 |
biegen |
biegst, biegt |
bog |
hat gebogen |
гнути |
9 |
bieten |
bietest, bietet |
bot |
hat geboten |
пропонувати |
10 |
binden |
bindest, bindet |
band |
hat gebunden |
зв’язувати |
11 |
bitten |
bittest, bittet |
bat |
hat gebeten |
просити |
12 |
blasen |
bläst |
blies |
hat geblasen |
дути |
13 |
bleiben |
bleibst, bleibt |
blieb |
ist geblieben |
залишатися |
14 |
braten |
brätst, brät |
briet |
hat gebraten |
смажити |
15 |
brechen |
brichst, bricht |
brach |
hat gebrochen ist gebrochen |
ламати, ламатись |
16 |
brennen |
brennst, brennt |
brannte |
hat gebrannt |
горіти |
17 |
bringen |
bringst, bringt |
brachte |
hat gebracht |
приносити |
18 |
denken |
denkst, denkt |
dachte |
hat gedacht |
думати |
19 |
dingen |
dingst, dingt |
dingte / dang |
hat gedungen |
наймати |
20 |
dringen |
dringst, dringt |
drang |
ist gedrungen hat gedrungen |
проникать настаивать |
21 |
dürfen |
darfst, darf |
durfte |
hat gedurft |
могти, наважуватись |
22 |
empfehlen |
empfiehlst, empfiehlt |
empfahl |
hat empfohlen |
рекомендувати, радити |
23 |
erschrecken |
erschrickst, erschrickt |
erschrak |
ist erschrocken |
лякатись |
24 |
erwägen |
erwägst, erwägt |
erwog |
hat erwogen |
обдумувати |
25 |
essen |
isst |
aß |
hat gegessen |
їсти |
26 |
fahren |
fährst, fährt |
fuhr |
hat gefahren ist gefahren |
керувати, їхати |
27 |
fallen |
fällst, fällt |
fiel |
ist gefallen |
падати |
28 |
fangen |
fängst, fängt |
fing |
hat gefangen |
ловити |
29 |
fechten |
fichtst, ficht |
focht |
hat gefochten |
фехтувати |
30 |
finden |
findest, findet |
fand |
hat gefunden |
знаходити |
31 |
fliegen |
fliegst, fliegt |
flog |
ist geflogen |
літати |
32 |
fliehen |
fliehst, flieht |
floh |
ist geflohen |
втікати, рятуватись |
33 |
fließen |
fließt |
floss |
ist geflossen |
текти |
34 |
frieren |
frierst, friert |
fror |
hat gefroren ist gefroren |
мерзнути, замерзати |
35 |
gebären |
gebärst, gebärt / gebierst, gebiert |
gebar |
hat geboren |
народжувати |
36 |
geben |
gibst, gibt |
gab |
hat gegeben |
давати |
37 |
gedeihen |
gedeihst, gedeiht |
gedieh |
ist gediehen |
развиватися |
38 |
gehen |
gehst, geht |
ging |
ist gegangen |
йти, ходити |
39 |
gelingen |
gelingt |
gelang |
ist gelungen |
вдаватися |
40 |
gelten |
giltst, gilt |
galt |
hat gegolten |
коштувати, вартувати |
41 |
genesen |
genest |
genas |
ist genesen |
видужувати |
42 |
genießen |
genießt |
genoss |
hat genossen |
насолоджуватись |
43 |
geschehen |
geschieht |
geschah |
ist geschehen |
відбуватись, траплятись |
44 |
gewinnen |
gewinnst, gewinnt |
gewann |
hat gewonnen |
вигравати |
45 |
gießen |
gießt |
goss |
hat gegossen |
лити |
46 |
gleichen |
gleichst, gleicht |
glich |
hat geglichen |
бути сходим |
47 |
gleiten |
gleitest, gleitet |
glitt |
ist geglitten |
ковзати |
48 |
graben |
gräbst, gräbt |
grub |
hat gegraben |
копати |
49 |
greifen |
greifst, greift |
griff |
hat gegriffen |
хватати |
50 |
haben |
hast, hat |
hatte |
hat gehabt |
мати |
51 |
halten |
hältst, hält |
hielt |
hat gehalten |
тримати |
52 |
hängen |
hängst, hängt |
hing |
hat gehangen |
висіти |
53 |
hauen |
haust, haut |
hieb (мечом) haute (топором) |
hat gehauen |
вдарити, бити |
54 |
heben |
hebst, hebt |
hob (hub) |
hat gehoben |
поднимати |
55 |
heißen |
heißt |
hieß |
hat geheißen |
називатись |
56 |
helfen |
hilfst, hilft |
half |
hat geholfen |
допомагати |
57 |
kennen |
kennst, kennt |
kannte |
hat gekannt |
знати |
58 |
klingen |
klingst, klingt |
klang |
hat geklungen |
дзвонити, звучати |
59 |
kommen |
kommst, kommt |
kam |
ist gekommen |
приходити |
60 |
können |
kannst, kann |
konnte |
hat gekonnt |
могти, вміти |
61 |
kriechen |
kriechst, kriecht |
kroch |
ist gekrochen |
повзати |
62 |
laden |
lädst, lädt |
lud |
hat geladen |
вантажити, заряджати |
63 |
lassen |
lässt |
ließ |
hat gelassen |
залишати, наказувати |
64 |
laufen |
läufst, läuft |
lief |
ist gelaufen |
бігати |
65 |
leiden |
leidest, leidet |
litt |
hat gelitten |
страждати, терпіти |
66 |
leihen |
leihst, leiht |
lieh |
hat geliehen |
позичати |
67 |
lesen |
liest |
las |
hat gelesen |
читати |
68 |
liegen |
liegst, liegt |
lag |
hat gelegen |
лежати |
69 |
lügen |
lügst, lügt |
log |
hat gelogen |
обманювати |
70 |
mahlen |
mahlst, mahlt |
mahlte |
hat gemahlen |
молотити |
71 |
meiden |
meidest, meidet |
mied |
hat gemieden |
уникати |
72 |
melken |
melkst, melkt / milkst, milkt |
melkte / molk |
hat gemelkt / gemolken |
доїти |
73 |
messen |
misst |
maß |
hat gemessen |
міряти |
74 |
misslingen |
misslingst, misslingt |
misslang |
ist misslungen |
не вдаватися |
75 |
mögen |
magst, mag |
mochte |
hat gemocht |
бажати, любити |
76 |
müssen |
musst, muss |
musste |
hat gemusst |
мусити, бати повинним |
77 |
nehmen |
nimmst, nimmt |
nahm |
hat genommen |
брати |
78 |
nennen |
nennst, nennt |
nannte |
hat genannt |
называти |
79 |
pfeifen |
pfeifst, pfeift |
pfiff |
hat gepfiffen |
свистіти |
80 |
preisen |
preist |
pries |
hat gepriesen |
хвалити |
81 |
raten |
rätst, rät |
riet |
hat geraten |
радити |
82 |
reiben |
reibst, reibt |
rieb |
hat gerieben |
терти |
83 |
reißen |
reißt |
riss |
hat gerissen ist gerissen |
рвати рватись |
84 |
reiten |
reitest, reitet |
ritt |
ist geritten |
їздити верхи |
85 |
rennen |
rennst, rennt |
rannte |
ist gerannt |
бігати, гнатись |
86 |
riechen |
riechst, riecht |
roch |
hat gerochen |
нюхати, пахнути |
87 |
ringen |
ringst, ringt |
rang |
hat gerungen |
боротися |
88 |
rinnen |
rinnst, rinnt |
rann |
ist geronnen |
текти |
89 |
rufen |
rufst, ruft |
rief |
hat gerufen |
кричати, кликати |
90 |
salzen |
salzt |
salzte |
hat gesalzt / gesalzen |
солити |
91 |
schaffen |
schaffst, schafft |
schuf |
hat geschaffen |
создавать |
92 |
schallen |
schallst, schallt |
schallte / scholl |
hat geschallt / geschollen |
звучати |
93 |
scheiden |
scheidest, scheidet |
schied |
hat geschieden ist geschieden |
розлучати |
94 |
scheinen |
scheinst, scheint |
schien |
hat geschienen |
світити; здаватись |
95 |
scheren |
scherst, schert / schierst, schiert |
schor / scherte |
hat geschoren / geschert |
стригти |
96 |
schieben |
schiebst, schiebt |
schob |
hat geschoben |
рухати |
97 |
schießen |
schießt |
schoss |
hat geschossen |
стріляти |
98 |
schlafen |
schläfst, schläft |
schlief |
hat geschlafen |
спати |
99 |
schlagen |
schlägst, schlägt |
schlug |
hat geschlagen |
бити |
100 |
schließen |
schließt |
schloss |
hat geschlossen |
закрывати |
101 |
schmelzen |
schmilzt |
schmolz schmolz schmelzte |
ist geschmolzen hat geschmolzen hat geschmelzt |
(роз)танути (роз)плавити (роз)топити |
102 |
schneiden |
schneidest, schneidet |
schnitt |
hat geschnitten |
різати |
103 |
schreiben |
schreibst, schreibt |
schrieb |
hat geschrieben |
писати |
104 |
schreien |
schreist, schreit |
schrie |
hat geschrien |
кричати |
105 |
schreiten |
schreitest, schreitet |
schritt |
ist geschritten |
крокувати |
106 |
schweigen |
schweigst, schweigt |
schwieg |
hat geschwiegen |
мовчати |
107 |
schwimmen |
schwimmst, schwimmt |
schwamm |
ist geschwommen |
плавати |
108 |
schwinden |
schwindest, schwindet |
schwand |
ist geschwunden |
зникати |
109 |
schwören |
schwörst, schwört |
schwur / schwor |
hat geschworen |
клястись |
110 |
sehen |
siehst, sieht |
sah |
hat gesehen |
бачити |
111 |
sein |
bist, ist |
war |
ist gewesen |
бути |
112 |
senden |
sendest, sendet |
sandte / sendete |
hat gesandt / gesendet |
посилати |
113 |
sieden |
siedest, siedet |
sott / siedete |
hat gesotten / gesiedet |
кип’ятити |
114 |
singen |
singst, singt |
sang |
hat gesungen |
співати |
115 |
sinken |
sinkst, sinkt |
sank |
ist gesunken |
падати, поринати |
116 |
sinnen |
sinnst, sinnt |
sann |
hat gesonnen |
думати, розмірковувати |
117 |
sitzen |
sitzt |
saß |
hat gesessen |
сидіти |
118 |
sollen |
sollst, soll |
sollte |
hat gesollt |
мусити, бути зобов’язаним |
119 |
spalten |
spaltest, spaltet |
spaltete |
hat gespalten / gespaltet |
колоти, розколювати |
120 |
sprechen |
sprichst, spricht |
sprach |
hat gesprochen |
говорити, розмовляти |
121 |
springen |
springst, springt |
sprang |
ist gesprungen |
стрибати |
122 |
stechen |
stichst, sticht |
stach |
hat gestochen |
колоти, жалити |
123 |
stecken |
steckst, steckt |
stak / steckte |
hat gesteckt |
всовувати, втикати |
124 |
stehen |
stehst, steht |
stand |
hat gestanden |
стояти |
125 |
stehlen |
stiehlst, stiehlt |
stahl |
hat gestohlen |
красти |
126 |
steigen |
steigst, steigt |
stieg |
ist gestiegen |
підніматися |
127 |
sterben |
stirbst, stirbt |
starb |
ist gestorben |
вмирати |
128 |
stinken |
stinkst, stinkt |
stank |
hat gestunken |
вонять |
129 |
stoßen |
stößt |
stieß |
hat gestoßen ist gestoßen |
штовхати, вдаритися |
130 |
streiten |
streitest, streitet |
stritt |
hat gestritten |
сперечатися, сваритися |
131 |
tragen |
trägst, trägt |
trug |
hat getragen |
носити |
132 |
treffen |
triffst, trifft |
traf |
hat getroffen |
зустрічати |
133 |
treten |
trittst, tritt |
trat |
ist getreten hat getreten |
наступати |
134 |
triefen |
triefst, trieft |
triefte / troff |
ist getrieft / getroffen |
капати, текти |
135 |
trinken |
trinkst, trinkt |
trank |
hat getrunken |
пити |
136 |
tun |
tust, tut |
tat |
hat getan |
робити |
137 |
verderben |
verdirbst, verdirbt |
verdarb |
hat verdorben ist verdorben |
псувати, псуватися |
138 |
verdrießen |
verdrießt |
verdross |
hat verdrossen |
сердити |
139 |
vergessen |
vergisst |
vergaß |
hat vergessen |
забувати |
140 |
verlieren |
verlierst, verliert |
verlor |
hat verloren |
втрачати, губити |
141 |
verschwinden |
verschwindest, verschwindet |
verschwand |
ist verschwunden |
зникати |
142 |
verzeihen |
verzeihst, verzeiht |
verzieh |
hat verziehen |
прощати |
143 |
wachsen |
wächst |
wuchs |
ist gewachsen |
рости |
144 |
waschen |
wäschst, wäscht |
wusch |
hat gewaschen |
мити |
145 |
weisen |
weist |
wies |
hat gewiesen |
вказувати |
146 |
wenden |
wendest, wendet |
wandte / wendete |
hat gewandt / gewendet |
перевертати, використовувати |
147 |
werben |
wirbst, wirbt |
warb |
hat geworben |
вербувати |
148 |
werden |
wirst, wird |
wurde |
ist geworden |
ставати |
149 |
werfen |
wirfst, wirft |
warf |
hat geworfen |
кидати |
150 |
wiegen |
wiegst, wiegt |
wog |
hat gewogen |
зважувати |
151 |
winden |
windest, windet |
wand |
hat gewunden |
мотати, крутити |
152 |
wissen |
weißt, weiß |
wusste |
hat gewusst |
знати |
153 |
wollen |
willst, will |
wollte |
hat gewollt |
хотіти |
154 |
ziehen |
ziehst, zieht |
zog |
hat gezogen ist gezogen |
тягнути, переїжджати |
155 |
zwingen |
zwingst, zwingt |
zwang |
hat gezwungen |
змушувати |
Das substantiv (nomen). Іменник
Das Geschlecht der Substantive. Рід іменників
До чоловічого роду належать:
1. Слова, що означають: |
1. Більша частина іменників, утворених від дієслівних основ: |
9. Назви напоїв: der Wein (вино), der Sekt (шампанське), |
|
До середнього роду належать:
за значенням |
за формою |
1. Назва дітей і молодих тварин: das Kind (дитина), das Kalb (теля) |
1. Іменники, утворені від дієслів у Infinitiv: das Gehen (ходьба), das Treffen (зустріч) |
До жіночого роду належать:
за значенням |
за формою |
1. Слова, що означають: |
1. Іменники із суфіксами: |
4. Назви літаків, пароплавів: |
-tion (die Organisation —організація) |
Der artikel. Артикль
Allgemeines (Загальні відомості)
У німецькій мові іменник вживається зі службовим словом, яке називається артиклем. Артикль буває двох видів: означений (der bestimmte Artikel) і неозначений (der unbestimmte Artikel).
Особа |
Означений артикль |
Неозначений артикль |
Singular (однина) |
der — ч. рід. |
ein — ч. рід. |
Plural (множина) |
die |
множини немає |
Артиклі означений і неозначений відмінюються так:
Вживання означеного артикля
Означений артикль вживається в таких випадках:
1. Якщо іменник означає не окремий предмет, а всю категорію таких предметів.
Das Flugzeug ist das schnellste Verkehrsmittel des 20. Jahrhunderts. (Літак — найшвидший засіб сполучення 20 століття.)
2. Якщо іменник був названий раніше.
Wir lesen ein Buch. Das Buch ist interessant. (Ми читаємо книжку. Книжка цікава.)
3. Коли говорять про єдині у своєму роді предмети.
Die Sonne scheint. (Світить сонце.)
Die Venus ist ein Planet. (Венера — планета.)
Berlin liegt an der Spree. (Берлін розташований на Шпреє.)
Im Herbst beginnt das Schuljahr. (Восени починається шкільний рік.)
Viele Touristen besuchen die Karpaten. (Багато туристів відвідують Карпати.)
4. Якщо перед іменником стоїть прикметник у найвищому ступені.
die beste Schülerin (краща учениця)
der längste Fluss (найдовша ріка)
5. Якщо перед іменником стоїть порядковий числівник.
der achte Tag (восьмий день)
die erste Schülerin (перша учениця)
6. Якщо іменник вживається з означенням у формі іменника в родовому відмінку.
Das ist das Buch meines Freundes. (Це книга мого друга.)
7. Якщо іменник вживається з прийменником, що означає місце й час.
Die Bücher aus unserer Bibliothek. (Книги з нашої бібліотеки.)
Die heutige Zeitung. (Сьогоднішня газета.)
8. Якщо співрозмовнику й слухачу відомо, про який предмет ідеться.
Der Kopf tut mir weh. (У мене болить голова.)
Öffne dir Tür! (Відчини двері!)
9. Якщо при запереченні іменника з означеним артиклем і прикметником вживається nicht.
Das ist die heutige Zeitung. (Це сьогоднішня газета.)
Das ist nicht die heutige Zeitung. (Це не сьогоднішня газета.)
Вживання неозначеного артикля
Неозначений артикль вживається у таких випадках:
1. Після дієслова haben і виразу es gibt.
Ich habe einen Bruder. (У мене є брат.)
Hier gibt es einen Tiergarten. (Тут є зоопарк.)
2. В іменному присудку.
Kyjiw ist eine Großstadt. (Київ — велике місто.)
3. Якщо іменник згадується вперше.
Auf dem Tisch liegt eine Zeitung. (На столі лежить газета.)
Wir brauchen ein Wörterbuch. (Нам потрібен словник.)
4. Перед іменником, який стоїть у порівнянні.
Er schwimmt wie ein Fisch. (Він плаває як риба.)
Відсутність артикля
Артикль не ставиться в таких випадках:
1. Якщо перед іменником стоїть займенник або кількісний числівник:
meine Tasche (моя сумка); zwei Hefte (два зошити); dieses Buch (ця книга).
2. У множині, якщо в однині іменник вживається з неозначеним артиклем.
Hier steht ein Tisch. Hier stehen Tische. (Тут стоїть стіл. Тут стоять столи.)
3. У зверненнях.
Kinder, hört zu! (Діти, слухайте!)
4. Якщо перед іменником стоїть означення в родовому відмінку (Genitiv).
Annas Heft liegt auf dem Tisch. (Книга Анни лежить на столі.)
5. Перед назвами міст і країн середнього роду.
Kyjiw ist die Hauptstadt der Ukraine. (Київ — столиця України.)
Berlin ist die Hauptstadt Deutschlands. (Берлін — столиця Німеччини.)
6. Перед професіями, національностями та приналежністю до партії в іменному складному присудку.
Sie ist Programmiererin. (Вона — програміст.)
Er ist Deutsche. (Він — німець.)
Але: якщо перед іменником стоїть прикметник, вживається неозначений артикль.
Sie ist eine gute Lehrerin. (Вона — гарна вчителька.)
7. Перед власними іменами.
Johann Wolfgang Goethe ist ein großer deutscher Dichter. (Йоган Вольфґанґ Ґете — великий німецький поет.)
8. Перед іменниками, що означають речовини, та абстрактними іменниками.
Ich trinke gern Tee. (Я люблю пити чай.)
Überall herrscht Stille. (Скрізь панувала тиша.)
9. У заголовках, оголошеннях.
Diktat (Диктант)
Post (Пошта)
Sportwaren (Спортивні товари)
10. У словосполученнях, прислів’ях, приказках.
zu Hause (вдома)
nach Hause (додому)
auf Schritt und Tritt (на кожному кроці)
Wissen ist Macht. (Знання — сила.)
Meine Schwester spielt Klavier. (Моя сестра грає на піаніно.)
Deklination der substantive. Відмінювання іменників
У німецькій мові, як і в українській, іменник змінюється за відмінками, однак у більшості з них закінчення відсутні. На відмінок іменника вказують головним чином артиклі та займенники, що його супроводжують. Типи відмінків визначаються за одниною, оскільки у множині всі іменники відмінюються за одним типом.
В однині розрізняють сильну, слабку та жіночу відміну (die starke Deklination, die schwache Deklination, die weibliche Deklination).
Сильна відміна
1. До сильної відміни належить більша частина іменників чоловічого роду і всі іменники середнього роду (крім das Herz — серце).
2. Ознака сильної відміни — закінчення -s або -es у родовому відмінку однини (Genitiv).
3. При відмінюванні іменників середнього роду називний відмінок співпадає зі знахідним:
Nom.— das Glas, das Kind;
Akk.— das Glas, das Kind.
4. Відмінки іменників відповідають на такі запитання:
Kasus (Відмінок) |
Fragen (Запитання відмінків) |
Nominativ (називний) |
wer? was? (хто? що?) |
Genitiv (родовий) |
wessen? (чий? чия? чиє?) |
Dativ (давальний) |
wem? wo? (кому?/чому? де?) |
Akkusativ (знахідний) |
wen? was? wohin? (кого? що? куди?) |
5. Закінчення -s мають у Genitiv багатоскладові іменники:
des Lehrers (вчителя), des Fensters (вікна).
6. Закінчення -es мають у Genitiv:
а) односкладові іменники:
des Volkes (народу),
des Mannes (чоловіка);
б) іменники на -s, -ß, -x, -z, -tz, -ck, -pf, -st, -sch:
das Glas — des Glases (стакан — стакана);
das Gesetz — des Gesetzes (закон — закону),
der Stock — des Stockes (палка — палки).
7. Іменники на -us, -ismus, -os не мають закінчення в Genitiv:
der Kosmos (космос),
der Globus (глобус),
der Humanismus (гуманізм).
Kasus (Відмінок) |
Singular |
Singular |
|
maskulin |
neutral |
Nom. |
der Lehrer, ein Lehrer |
das Kind, ein Kind |
Gen. |
des Lehrers, eines Lehrers |
des Kindes, eines Kindes |
Dat. |
dem Lehrer, einem Lehrer |
dem Kind, einem Kind |
Akk. |
den Lehrer, einen Lehrer |
das Kind, ein Kind |
Слабка відміна
Ознака слабкої відміни іменників — закінчення -(e)n у всіх відмінках, крім називного.
До слабкої відміни належать іменники тільки чоловічого роду. Вони майже завжди означають істоти (осіб або тварин).
1. Іменники, що закінчуються на -е:
der Junge (юнак), der Löwe (лев), der Hase (заєць), der Kollege (колега).
2. Односкладові іменники, що мають у множині суфікс -en:
der Held — die Helden (герой — герої), der Mensch — die Menschen (людина — люди), der Herr — die Herren (чоловік — чоловіки).
3. Слова іншомовного походження із суфіксами -ist, -ent, -at, -ant, -and, -nom, -ot, -loge, -graf, -ik, -arch:
der Polizist (поліцейський), der Student (студент), der Aspirant (аспірант), der Agronom (агроном), der Pilot (пілот), der Fotograf (фотограф), der Biologe (біолог), der Monarch (монарх), der Katholik (католик).
4. Деякі іменники, що означають неістот: der Automat (автомат), der Planet (планета), der Komet (комета), der Paragraf (параграф).
5. Деякі іменники, що утворюють Genitiv однини з додатковою літерою -s:
der Buchstabe (літера), der Gedanke (думка), der Frieden (мир), der Name (ім’я), der Same (насіння), der Funk (радіо), der Haufen (куча), der Wille (воля), der Glaube (віра) та іменник das Herz (серце).
Kasus (Відмінок) |
Singular |
Singular |
Nom. |
der Kollege, ein Kollege |
der Nachbar, ein Nachbar |
Gen. |
des Kollegen, eines Kollegen |
des Nachbarn, eines Nachbarn |
Dat. |
dem Kollegen, einem Kollegen |
dem Nachbarn, einem Nachbarn |
Akk. |
den Kollegen, einen Kollegen |
den Nachbarn, einen Nachbarn |
Kasus (Відмінок) |
Singular |
Singular |
Nom. |
der Buchstabe |
das Herz |
Gen. |
des Buchstabens |
des Herzens |
Dat. |
dem Buchstaben |
dem Herzen |
Akk. |
den Buchstaben |
das Herz |
Жіноча відміна
Ознака жіночої відміни — відсутність закінчення, відмінок іменника можна визначати тільки за артиклем.
До жіночої відміни належать всі іменники жіночого роду.
У жіночій відміні називний відмінок співпадає зі знахідним (Nom. — die Lehrerin, Akk. — die Lehrerin), родовий — з давальним (Gen. — der Lehrerin, Dat. — der Lehrerin).
Kasus (Відмінок) |
Singular |
Singular |
Nom. |
die Lehrerin |
die Universität, die Prüfung |
Gen. |
der Lehrerin |
der Universität, der Prüfung |
Dat. |
der Lehrerin |
der Universität, der Prüfung |
Akk. |
die Lehrerin |
die Universität, die Prüfung |
Відмінювання іменників у множині
У множині іменники відмінюються однаково. Вони приймають закінчення -(e)n тільки у давальному відмінку (Dativ):
Якщо суфікс множини -s, то в Dativ немає закінчення -(e)n.
Якщо суфікс іменника в множині -en, у давальному відмінку він не має ніякого закінчення:
Nom. — die Frauen, Dat. — den Frauen.
Kasus (Відмінок) |
Plural |
Nom. |
die Freunde, die Lehrer, die Kinder, die Bücher, die Frauen, die Kinos |
Gen. |
der Freunde, der Lehrer, der Kinder, der Bücher, der Frauen, der Kinos |
Dat. |
den Freunden, den Lehrern, den Kindern, den Büchern, den Frauen, den Kinos |
Akk. |
die Freunde, die Lehrer, die Kinder, die Bücher, die Frauen, die Kinos |
Die Pluralbildung der Substantive. Множина іменників
У німецькій мові є п’ять типів утворення множини залежно від суфіксів множини.
Тип |
Суфікси |
Суфікси |
Суфікси |
Типовий для роду |
Приклади |
Приклади |
|
ч. р. |
ж. р. |
с. р. |
|
однина |
множина |
I |
(¨-)-e |
¨-e |
-e |
більшість іменників ч. р.; декілька — ж. р. |
der Berg |
die Berge |
II |
-(e)n |
-(e)n |
-(e)n |
більшість іменників ж. р.; усі — ч. р. слабкої відміни; декілька — с. р. |
der Junge |
die Jungen |
III |
¨-er |
|
¨-er |
більшість іменників с. р.; декілька — ч. р. |
der Wald |
die Wälder |
IV |
(¨-) |
¨- |
|
іменники ч. р. та с. р. на -er, el, -en та с. р. на -chen, -lein; 2 ім. ж. р. |
der Vater |
die Väter |
V |
-s |
|
-s |
запозичені ч. р. і с. р. |
der Chef |
die Chefs |
Die Deklination der Adjektive. Відмінювання прикметників
Відмінювання прикметників залежить від того, чи є перед іменником артикль або займенник. Якщо супровідне слово ясно визначає відмінок, рід або число, то прикметник приймає закінчення -е або -en:
Der letzte Roman dieses berühmten Schriftstellers hatte einen großen Erfolg. (Останній роман цього видатного письменника мав великий успіх.)
Якщо супровідного слова немає чи воно не досить чітко визначає відмінок, рід або число, то сам прикметник приймає закінчення, які вказують на відмінок, рід і число визначеного ним іменника:
Wir besuchen dieses Museum mit großem Vergnügen. (Ми відвідуємо музей з великим задоволенням.)
Розрізняють три види відміни: слабка, сильна та відміна з неозначеним артиклем, присвійними і заперечним займенником kein в однині.
Слабка відміна прикметників
Прикметник відмінюється за слабкою відміною, якщо перед ним стоїть:
1. Означений артикль: der, die, das, die.
2. Займенники: dieser, jeder, jener, welcher, mancher, solcher, derselbe, derjenige.
3. Займенники: alle, sämtliche, beide, keine.
4. Присвійні займенники: meine, deine у множині.
Сильна відміна прикметників
Прикметники відмінюються за сильною відміною, якщо перед ними:
1. Не стоїть супровідне слово (займенник, артикль).
2. Стоять неозначені займенники: viele, einige, mehrere, wenige, після слів folgende, verschiedene у множині.
3. Стоять неозначені числівники: etwas, genug, mehr, viel, wenig, nichts. Після etwas та nichts прикметники пишуться з великої літери:
Ich habe etwas Neues erfahren. (Я взнав щось нове.)
4. Стоять кількісні числівники (zwei, drei).
Zwei neue Röcke habe ich mir in der vorigen Woche gekauft. (Минулого тижня я купила дві нові спідниці.)
Kasus |
Singular |
Singular |
Singular |
Plural |
|
maskulin |
neutral |
feminin |
|
Nom. |
großer Erfolg |
blaues Heft |
schöne Blume |
große Ereignisse |
Gen. |
großen Erfolges |
blauen Heftes |
schöner Blume |
großer Ereignisse |
Dat. |
großem Erfolg |
blauem Heft |
schöner Blume |
großen Ereignissen |
Akk. |
großen Erfolg |
blaues Heft |
schöne Blume |
große Ereignisse |
Der Teller ist aus reinem Gold. (Тарілка з чистого золота.)
Heute trinkt man häufiger schwarzen Tee. (Тепер частіше п’ють чорний чай.)
Frische Milch trinkt man gern. (Люблять пити свіже молоко.)
Відмінювання прикметників із неозначеним артиклем, заперечним займенником kein та присвійними займенниками в однині
Прикметники у сполученні з іменниками чоловічого, жіночого та середнього родів, що відмінюються з неозначеним артиклем, заперечним займенником kein і присвійними займенниками, мають такі закінчення:
Ich habe mir ein neues Fahrrad gekauft. (Я купив собі новий велосипед.)
Ich brachte meinen kranken Hund in die Tierklinik. (Я привіз свого хворого собаку у ветеринарну клініку.)
Du sollst kein trockenes Brot essen. (Ти не повинен їсти сухий хліб.)
Відмінювання субстантивованих прикметників
Прикметники можна вживати як іменники. Субстантивовані прикметники вживаются з артиклями der, die, ein, eine. Якщо субстантивований іменник позначає особу, то він може бути чоловічого чи жіночого роду. Субстантивовані прикметники середнього роду здебільшого абстрактні (das Äußere — зовнішність, das Neue —нове).
Kasus |
Singular |
Singular |
Singular |
Plural |
|
maskulin |
neutral |
feminin |
|
Nom. |
der Alte |
dein Äußeres |
die Alte |
die Kranke |
Gen. |
des Alten |
deines Äußeren |
der Alten |
der Kranker |
Dat. |
dem Alten |
deinem Äußeren |
der Alten |
den Kranken |
Akk. |
den Alten |
dein Äußeres |
die Alte |
die Kranke |
Прикметники, які вживаються у значенні іменників, відмінюються, як прикметники, за тими самими типами відміни:
In unserem Klub sind einige Jugendliche. (У нашому клубі кілька підлітків.)
Die jungen Leute diskutieren mit den Reisenden. (Молоді люди сперечаються з пасажирами.)
Ein alter Beamter gab dem alten Mann einen Brief. (Старий службовець дав старому чоловікові листа.)
Die Komparationsstufen der Adjektive. Cтупені порівняння прикметників
У німецьких прикметниках є дві форми — повна та коротка. Прикметники в повній формі в реченні є означенням, відмінюються за родами й часами. Вони стоять перед іменником, який визначають, і узгоджуються з ним у роді, числі та відмінку:
Dieser Schüler hat große Erfolge. (У цього учня великі успіхи.)
Прикметники у короткій формі часто бувають іменною частиною присудка. Вони не відмінюються:
Der Berg ist hoch. (Гора висока.)
Das Gebäude ist modern. (Будинок сучасний.)
Якщо як означення прикметник стоїть перед іншими прикметниками, він не змінюється.
Mein bunt karriertes Kleid. (Строката у клітинку сукня.)
Деякі прикметники, що означають колір і виступають як означення, не отримують закінчень:
lila (ліловий)
rosa (рожевий)
beige [be:6] (бежевий)
ein rosa Kleid, ein beige Rock (рожева сукня, бежева спідниця).
Разом з основною формою (Positiv), якісні прикметники мають два ступені порівняння: вищий (der Komparativ) і найвищий (der Superlativ).
Якщо після прикметника в основній формі йде порівняння, то вживається сполучник wie:
Dieses Modell ist ebenso interessant wie das andere. (Ця модель така ж цікава, як і інша.)
Вищий ступінь
Komparativ утворюється за допомогою суфікса -er, при цьому кореневі голосні в односкладових прикметниках a, o, u приймають умлаут: kalt — kälter (холодний — холодніший); warm — wärmer (теплий — тепліший); kurz — kürzer (короткий — коротший)
Найвищий ступінь
Superlativ утворюється за допомогою суфіксу -st, при цьому після приголосних d, t, s, z, sch додається -e (-est): kurz — der/die/das kürzeste (найкоротший/а/е); warm — der/die/das wärmste (найтепліший/а/е); kalt — der/die/das kälteste (найхолодніший/а/е)
Є ще одна форма Superlativ — з am. Вона є в реченні частиною прикметника або членом речення:
Dieser Weg ist am kürzesten. (Ця дорога найкоротша.)
Am schnellsten mache ich die Matheaufgabe. (Швидше за все я роблю завдання з математики.)
Винятком є такі прикметники та прислівники:
gut (добрий) |
besser (кращий) |
der/die/das beste (найкращий) |
am besten (кращий за всіх) |
hoch (високий) |
höher (вищий) |
der/die/das höchste |
am höchsten (вищий за всіх) |
nah (близький) |
näher (ближчий) |
der/die/das nächste (найближчий) |
am nächsten (ближчий за всіх) |
gern (охоче) |
lieber |
der/die/das liebste (найохочіший) |
am liebsten (охочіше за все) |
viel (багато) |
mehr (більше) |
die meisten (найбільше) |
am meisten (більше за все) |
bald (скоро) |
eher (скоріше) |
der/die/das eheste (якнайскоріше) |
am ehesten (скоріше за все) |
Das pronomen. Займенник
Arten von Pronomen. Типи займенників
Особові займенники |
Присвійні займенники |
Зворотний займенник sich (-ся) |
Безособовий займенник es (не перекладається) |
Вказівні займенники |
Неозначені (man (не перекладається), jemand — хтось) й заперечні займенники kein (ніякий), niemand (ніхто) та ін. |
Відносні займенники |
Питальні займенники |
|
Personalpronomen. Особові займенники
Відмінювання особових займенників
Possessivpronomen. Присвійні займенники
До присвійних займенників належать:
Mein Vater ist Arzt und meine Mutter ist Lehrerin. (Мій батько лікар, а моя мати вчителька.)
Ihr Heft ist immer sauber. (Її зошит завжди чистий.)
Відмінювання присвійних займенників
Присвійні займенники відмінюються в однині як неозначений артикль, а в множині — як означений.
Kasus |
Singular |
Singular |
Singular |
Plural |
Nom. |
mein Malkasten |
dein Buch |
seine Tasche |
unsere Hefte |
Gen. |
meines Malkastens |
deines Buches |
seiner Tasche |
unserer Hefte |
Dat. |
meinem Malkasten |
deinem Buch |
seiner Tasche |
unseren Heften |
Akk. |
meinen Malkasten |
dein Buch |
seine Tasche |
unsere Hefte |
Ich nehme mein Vokabelheft. (Я беру свій словник.)
Er schreibt mit seinem Kuli. (Він пише своєю ручкою.)
Die Mutter ruft ihre Tochter. (Мати кличе свою доньку.)
У німецькій мові присвійні займенники вживаються частіше, ніж в українській.
Die Frau kämmt sich ihre Haare und zieht ihre Jacke an. (Жінка причісує волосся та одягає куртку.)
Вказівні займенники
Вказівні займенники вказують на певну особу або певний предмет:
dieser, dieses, diese (цей, це, ця)
jener, jenes, jene (той, те, та)
solcher, solches, solche (такий, таке, така)
das (те, це)
es (те, це)
Dieser, jener, solcher відмінюються, як означений артикль; вживаються як прикметник.
Kasus |
Singular |
Singular |
Singular |
Plural |
|
maskulin |
neutral |
feminin |
|
Nom. |
dieser Tag |
jenes Buch |
solche Stadt |
diese Hefte |
Gen. |
dieses Tages |
jenes Buches |
solcher Stadt |
dieser Hefte |
Dat. |
diesem Tag |
jenem Buch |
solcher Stadt |
diesen Heften |
Akk. |
diesen Tag |
jenes Buch |
solche Stadt |
diese Hefte |
Займенник solcher, solches, solchе (Singular), solche (Plural) — такий, таке, така, такі, вживається зазвичай в однині з неозначеним артиклем і відмінюється, як прикметник, після неозначеного артикля:
In diesem Winter herrschte eine solche Kälte, dass viele Obstbäume erfroren. (Цієї зими був такий холод, що багато плодових дерев замерзло.)
Solch eine Kälte, bei solch einer Kälte — не відмінюється.
У займенниках derselbe, dieselbe, dasselbe (Singular), dieselben (Plural) — той самий, та сама, те саме, відмінюються обидві частини: артикль (der, die, das) та прикметник.
Ich studiere an derselben Uni wie mein Freund. (Я навчаюсь у тому самому університеті, що й мій друг.)
У займенниках derjenige, diejenige, dasjenige (Singular), diejenigen (Plural) (той, та, те; те) відмінюються обидві частини: der, die, das, die та прикметник:
Man hat denjenigen Schüler ausgewählt, der Deutsch gut spricht. (Вибрали того учня, що добре розмовляє німецькою.)
Kasus |
Singular |
Singular |
Singular |
Plural |
|
maskulin |
neutral |
feminin |
|
Nom. |
derselbe |
dasselbe |
dieselbe |
dieselben |
Gen. |
desselben |
desselben |
derselben |
derselben |
Dat. |
demselben |
demselben |
derselben |
denselben |
Akk. |
denselben |
dasselbe |
dieselbe |
dieselben |
У мові часто вживаються вказівні займенники das, es.
Wer ist das? Das ist Direktorin. (Хто це? Це наша директор.)
Was ist das? Das ist das Schewtschenko-Denkmal. (Що це? Це пам’ятник Шевченку.)
Ich besuchte Deutschland. Weißt du das? — Ja, ich weiß es. (Я відвідав Німеччину. Ти знаєш це? — Так, я це знаю.)
Fragepronomen. Питальні займенники
До питальних займенників належать:
wer? (хто?), was? (що?), welcher? welches? welche? (який? яке? яка?), was für ein? was für eine? (який? яка?)
Відмінювання питальних займенників хто?, що?
Wer antwortet? (Хто відповідає?) Der Schüler antwortet. (Учень відповідає.) Was steht an der Ecke? (Що стоїть у кутку?) Der Fernseher steht da. (Там стоїть телевізор.) Was ist deine Mutter von Beruf? (Хто твоя мати за професією?) Sie ist Programmiererin. (Вона програміст.) Wessen Buch ist das? (Чия це книга?) Wem gehört das Heft? (Кому належить зошит?)
Питальний займенник welcher? welches? welche? вживають, якщо вибирають один предмет із кількох.
Welchen Bleistift nehmen Sie, den roten oder den blauen? (Який олівець Ви берете, червоний чи синій?) Welcher Wagen gehört Ihnen? — Der schwarze. (Яка машина належить Вам? — Чорна.)
Займенник was für ein? (що за..?) вживається, якщо хочуть довідатися про характеристику предмета, його якості. Відмінюється тільки ein, як неозначений артикль. У множині залишається тільки was für?
Was für ein Mensch ist er? — Ein sehr schwieriger. (Що він за людина? — Дуже важка.) Was für eine Kamera haben Sie? — Eine ganz einfache. (Яка у Вас камера? — Дуже проста.)
Relativpronomen. Відносні займенники
Відносними займенниками є:
Відносні займенники виконують роль сполучного слова, вони вводять підрядні означальні речення (Attributsätze, Relativsätze) і водночас є членами речення.
Відносний займенник узгоджується з іменником, до якого належить, у роді та числі. Він приймає ознаку відмінка, відповідного функції цього іменника.
Відносний займенник welcher, welches, welche вживається тільки для того, щоб уникнути повторення одних і тих самих займенників.
Erika ist das die, welche wir letzte Woche getroffen haben. (Еріка — це та, яку ми зустріли минулого тижня.)
Der letzte Roman von Theodor Fontane, den ich vor kurzem gelesen habe, gefällt mir sehr. (Останній роман Теодора Фонтане, який я нещодавно читав, мені дуже подобається.)
Indefinitpronomen und Negationspronomen. Неозначені й заперечні займенники
Неозначені займенники вказують на те, що особи або предмети не визначені, невідомі або малознайомі: man (не перекладається); jemand (хтось, хто-небудь); jeder, -s, -e (кожний, всякий; кожне, всяке; кожна, всяка); sämtliche, alle (всі). einige (деякі); viele (багато хто); mancher, manche, manches, manche (інші, інша, інше, багато хто); beide (обидва, обидві); wenige (мало хто); etwas (щось, що-небудь).
До заперечних займенників належать: kein, keine (ніякий, ніяке, ніяка); niemand (ніхто); nichts (ніщо).
Займенник man не відмінюється. Він є завжди підметом неозначено-особового речення:
1. Man вживається тільки в називному відмінку, в інших відмінках вживається займенник einer. Man означає багато незнайомих осіб або невизначену спільність.
Man spielt. (Грають.) In der Zeitung kann man viele Artikel lesen. (У газеті можна прочитати багато статей.) Diese Fernsehsendung kann einem gefallen. (Ця телепередача може комусь сподобатися.)
2. Займенники jemand (хтось) та niemand (ніхто) означають у позитивному та негативному реченні одну особу або групу незнайомих осіб, що вживаються тільки в однині та не мають закінчень у давальному і знахідному відмінках:
Haben Sie jemand gesehen? (Ви бачили кого–небудь?) Ich habe mit niemand gesprochen. (Я ні з ким не розмовляла.)
3. Займенник jeder змінюється, як означений артикль.
Jedes Kind muss mit sechs Jahren zur Schule gehen. (Кожна дитина в шість років повинна відвідувати школу.)
Jeder не має множини, у множині замість нього вживається займенник alle.
Alle Kinder müssen mit sechs Jahren zur Schule gehen. (Усі діти повинні з шести років відвідувати школу.)
4. Займенники alle, einige, viele, beide, wenige вживаються тільки у множині і відмінюються, як означений артикль.
5. Займенник etwas вказує не на неозначену особу, а на неозначений предмет. Він не змінюється.
Ich habe dich etwas gefragt! (Я в тебе щось запитав.)
6. Займенники kein, keine заперечують тільки іменник і стоять перед ним, змінюються, як неозначений артикль, в однині і, як означений, у множині.
Ich habe keinen Kuli. (У мене немає ручки.)
7. Займенник nichts не змінюється.
Sie hat nichts geantwortet. (Вона нічого не відповіла.)
8. Займенник irgend указує на щось неозначене: irgendwelcher (якийсь), irgendwer (хтось), irgendwann (колись), irgendjemand (дехто).
Irgendwer hat mir das gesagt. (Хтось мені це казав.)
9. Займенник mancher, manches, manche у множині означає особу або групу осіб, а також один або декілька предметів.
Wir haben schon manches erlebt. (Ми уже дещо пережили.)
Manche (Menschen) gehen oft ins Theater. (Деякі (багато хто) (люди) часто ходять у театр.)
Das unpersönliche Pronomen es. Безособовий займенник es
Безособовий займенник es вживається як підмет у безособових реченнях. Він не змінюється.
Es ist kühl. (Прохолодно.)
Es regnet/donnert/blitzt. (Іде дощ/гримить/блискає блискавка.)
Die präposition. Прийменник
Präpositionen mit dem Dativ und dem Akkusativ. Прийменники з давальним і знахідним відмінками
Прийменники, які керують Dativ та Akkusativ (відповідають на запитання wo?), вимагають давального відмінка (на запитання wohin? — знахідного): an — на, в, до, за, біля; auf — на, до, в; hinter — за, позаду; neben — біля, поруч, близько, поряд; in — в, через (якийсь час), на; über — над, про, через, більш, понад; unter — під, серед, між; vor — перед, до, від; zwischen — між
Die Frau stellt die Vase (wohin?) auf den Tisch. (Жінка ставить вазу (куди?) на стіл.)
Meine Freundin studiert (wo?) an der Universität. (Моя подруга навчається (де?) в університеті.)
Die Vase steht (wo?) auf dem Tisch. (Ваза стоїть (де?) на столі.)
Das Bild hängt (wo?) über dem Tisch. (Картина висить (де?) над столом.)
Деякі прийменники, що вимагають давального і знахідного відмінків, можуть зливатися з означеним артиклем:
am → an + dem (am Gebäude — біля будівлі)
im → in + dem (im Zimmer — у кімнаті)
ans → an + das (ans Gebäude — до будівлі)
ins → in + das (ins Zimmer — у кімнату)
aufs → auf + das (aufs Feld — у поле)
Präpositionen mit dem Akkusativ. Прийменники зі знахідним відмінком
Знахідного відмінка вимагають такі прийменники:
durch — через, по, за допомогою; für — для, за; ohne — без; um — навколо, в, на; entlang — уздовж; gegen — проти, біля; wider — проти; bis — до.
Wir gingen durch den Wald. (Ми йшли через ліс.)
Ich brauche einen Rucksack für die Wanderung. (Для мандрівки мені